Alexa aus!

Vor einigen Jahren erhielt ich eine E-Mail von Amazon. Das Online-Versandhaus suchte Hardcore-User für ihre neue Sprachassistentin Alexa.

Meine Zustimmung hatten sie.

 

Seitdem steht Alexa in meinem Atelier und macht, was sie soll. Wettervorhersagen abgeben, mich über das Verkehrsaufkommen informieren und vor allem: Musik spielen. Lauter machen, leiser werden und auf Kommando schweigen.

 

Es gibt Menschen, die zu JEDEM Thema ihre Meinung abgeben. Der einzige Unterschied zu Alexa: Keiner hat sie gefragt. Typen mit dieser Eigenschaft drängeln sich in den Mittelpunkt und präsentieren ihre Lösung in fünf Sätzen. Anstatt sich nach diesem Erfolgserlebnis auf den nächsten Gesprächspartner zu stürzen, switchen sie ansatzlos zu ihrem Lieblingsthema: sich selbst. Warum und wieso sie so toll und genial und überhaupt grandios ihr letztes Dilemma gemeistert haben.

„Alexa, aus!“, möchte man rufen. Doch keine Reaktion, denn sie heißen Fritz oder Heinz oder Hanna.

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Und schon höre ich Einwände: „Mann, das sind Menschen und keine Sprachassistenten. Mit ihnen muss man sich auseinandersetzen und zuhören… .“

Schon klar: Jesus People sind nächstenlieb und demütig und Zweite-dritte-Meile-Geher.

Das bedeutet allerdings nicht, dass diese People ihrem Gegenüber so lange zuhören müssen, bis der (oder die) sich den nächsten Recyclinghof sucht.

Genausowenig braucht’s ein Extreme-Cheerleadering: „Huh huh, ehrlich? Cool, wie du das machst! Echt supernice!“

Ego Shooter müssen damit klarkommen, wenn ihnen einer sagt: „Alexa aus!“

 

„Geh heim und sündige nicht mehr!“, befahl Jesus einer Frau, die es ziemlich heftig getrieben hatte.

Das ist eine klare Ansage. Keine Umarmung, kein cheerleadern, sondern Vergebung. Plus die eindeutige Aufforderung, in Zukunft ihre Finger von den Typen zu lassen.

Ende.

Sehr coole Unterhaltung.

 

Bibelspezialisten wissen, dass Jesus nicht everybody’s Darling war.

Er wurde weder für eine Kurzpredigt auf der Jahresfeier des örtlichen Fischereivereins noch für die Einweihung der neuen Straße zwischen Jericho und Jerusalem gebucht.

Sein Faktor in Sachen political Correctness zwischen 0 und 10?

Ich würde sagen… eine schwache vier.

 

Schon zu seiner Zeit kreisten Ego Shooter wie die Geier über potentiellen Opfern. Auf Jesus hatten sie es auch abgesehen. Doch der verzichtete (das hatte andere Gründe) auf das „Alexa aus“ – Stichwort. Vielmehr stellte er gezielte Fragen. Meistens wussten die Geier darauf keine Antwort und suchten sich ein neues Opfer.

Natürlich machte er sich dadurch keine Freunde. Doch es geht ja nicht ums Freunde machen; ganz abgesehen davon brauchen Hardcore-Egos keine Freunde, sie haben es auf Klicks und Likes abgesehen.

 

Zugegeben, ein „Alexa aus“ – Kommando kommt in einer Unterhaltung immer schlecht. Definitiv lassen sich nervige Gespräche auch anderweitig beenden. Klare Ansagen helfen dabei. Siehe Jesus – Geschichte weiter oben.


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