BLACKOUT

Morgen ist unser Rückflug geplant. Aus dem Kühlschrank grüßt schon jetzt die Stille. Doch weil auch am Abreisetag die Erdbeermarmelade auf mein Frühstücksbrötchen gehört, drängt‘s mich noch einmal in die City. Gegenüber vom Kongresszentrum gibt es einen kleinen Supermercado. Und der hat den gewünschten Brotaufstrich.

Auf den Fluren vom Supermarkt herrscht Betrieb - kein Wunder, denn es ist kurz nach eins. Mittagspause. Die Spanier suchen sich ihre Tapas aus dem Kühlregal, treffen auf Bekannte und erzählen sich Geschichten.
Die Deckenbeleuchtung flackert, fängt sich wieder, zittert erneut und leuchtet heller als zuvor. Die Spanier interessiert das nicht. Vielleicht flackert‘s öfter im Markt.

Dann geht das Licht aus.
Schwarz.
Alles.

Die alte Dame links von mir ruft „aaahrr!“ Und auch ich kann mir ein „hoho!“ nicht unterdrücken. Da braucht’s keinen Übersetzer. Es ist stockdunkel. Ich bleibe an meinem Platz und halte mich am Einkaufswagen fest. Nicht auszudenken, wenn ich der Dame ihren Fuß platt mache.
Innerhalb von Sekunden verbreitet sich die Unruhe wie eine La-Ola-Welle in der Allianz-Arena.
Ich greife nach meinem Smartphone und will die Taschenlampe einschalten. Andere haben die gleiche Idee und schon schaut‘s aus wie bei einem Konzert von den Foo Fighters.
Dann beendet das Deckenlicht die Festivalstimmung und die Tapas wandern in die Einkaufswagen.

Draußen vor dem Markt ist die Stimmung aufgeheizt. Autos hupen, PolizistInnen auf ihren Motorrädern heizen durch die Stadt, Fußgänger tasten sich vorsichtig über die Hauptstraße. Keine der vielen Ampeln funktioniert.
Das ganze Viertel verkrampft sich stromlos.

In unserem Domizil ignoriere ich den Aufzug und steige die Stufen bis in den fünften Stock. Nicht auszudenken, wenn dem Lastenträger der Saft ausgeht.

Ein fieser Blackout.
Passiert. Nicht nur beim Strom.
Da flackert’s in unserer kleinen Welt und schon schweben wir im Orbit. Bisher Geglaubtes steht auf der Kippe. Oder noch schlimmer: verschwindet im Wurmloch.

Seinerzeit bei Jesus erwischt es einen angesagten Theologen. Einer, der auf alle Fragen die richtigen Antworten wusste - ohne großes Nachdenken. Und als Extra-Bonus lieferte er die passend-stimmigen Zitate aus den heiligen Schriften mit dazu.

Dieser Typ erfährt von Jesus; hört, denkt nach, prüft bisher Geglaubtes und dann schießt’s ihn aus seiner Umlaufbahn.
Um sein Leben wieder einigermaßen auf die Reihe zu bekommen, stattet er diesem Jesus einen Besuch ab.
Nachts.
Heimlich.

Es ist weder tragisch noch verwerflich, wenn das oft über Jahre sorgfältig aufgebaute Glaubenskonstrukt ins Wanken gerät.
Wir leben in einer Zeit, in der aus allen Richtungen neue Strömungen ins Leben drängen. Der eine behauptet dies, der andere verkauft sein Produkt mit breitem Lächeln und einem himmelwärts gewandten Blick. Können solche Augen lügen?
Yepp. Können sie.

Noch schwieriger wirds, wenn hochtrabende Versprechungen unsere Bedürfnisse kitzeln: mehr Geld, keine Krankheit, null Probleme, spirituelle Großerfahrungen. Passend untermauert mit aus dem Zusammenhang gerissenen Bibelworten.
Da zieht Sturm auf. Und der Blackout droht.

Jesus verheimlicht nicht, dass es Lebenszeiten gibt, in denen es uns aus der Spur haut. Er spricht von Lebensstürmen, nimmt Hochwasser und Platzregen als Vergleich für „Land unter“. Seit der Umweltkatastrophe im Ahrtal braucht’s hierfür keine Erklärung mehr.

Das wird immer Teil unseres Lebens sein.

„Und, Jesus, was tun?“

Der redet nicht um den heißen Brei:
„Halt dich an mir fest und glaube“, lautet die (von mir) übersetzte Antwort. „Ich bin dein Fels. Dein Halt.“

Genau das, und nichts anderes, ist die Wahrheit.
Uns Verspults, wir haben einen Mörder-Blackout, der Sturm drückt uns ins Eck… und Jesus ist da.
Mitten drin. Unser Halt, (Überlebens-)Hilfe und Trost.

Das kann man hören. Und abwinken. Lachen.
Oder wie der Theologe damals im Schutz der Nacht sich mit Jesus und seinen Aussagen auseinandersetzen.
Andere fragen.
Die Geschichten auf dem superfrommen Channel anhören.
Eine Entscheidung treffen.
Das, übrigens, das geht auch tagsüber.


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