Broken Wings
Wir hocken im Ess-Büro-Kreativ-Ausruhzimmer unserer Freunde. An der einen Wand steht eine Couch, auf der ich herumlümmle. Ohne Schuhe, versteht sich. Mir gegenüber lehnt sich ein Schrank an die Tapete. An den Inhalt kann ich mich nicht mehr erinnern. Nur an den hölzernen Engel, der ganz oben auf dem Möbelstück thront … den werde ich nicht vergessen.
Dieses Wesen streckt seine Flügel in die Luft. Mit seinem rechten Arm umschließt es ein menschengleiches Geschöpf. „Ich pass’ auf dich auf!“, soll das wohl heißen.
In diesem Augenblick schiebt unsere Freundin ihren Stuhl nach hinten, erhebt sich und will in die Küche flitzen. Dabei rempelt sie gegen den Schrank, der Engel fängt an zu wackeln, kann sich nicht mehr auf den Beinen halten und rauscht in Richtung Fußboden. „Oh nein!“ schreit Christine und hechtet der Skulptur hinterher. Vergeblich. Holzsplitter fliegen durch die Luft, über den Boden rollt der brauner Engelskopf und von unterm Tisch tönt ein leises „Shit!“
Christine taucht wieder auf. In ihrer Hand hält sie die abgebrochenen Flügelteile. „Kann ich wieder kleben!“, tönt sie selbstsicher und verfrachtet das Engelspuzzle zurück auf den Schrank.
Himmlische Wesen. Selbst das Neue Testament spricht davon, dass Gott sie beauftragt, um die Gläubigen zu schützen. Machen die das einfach so?Oder ist der Kampf um uns so heftig, dass auch Engelsflügel brechen? Schwitzen die Wesen, weil sie dieses Gefecht so viel Kraft kostet?
Ganz ehrlich? Das waren meine Gedanken, als mir die Holzsplitter um die Ohren flogen.
Glaubt man den Aussagen der Bibel, finden in der unsichtbaren Welt Kämpfe und Kriege statt. Da ist von Verführung, Kriegslist oder Machenschaften die Rede. Die Kämpfe sind heftig, die Frontlinie verschiebt sich nach hier und dann wieder nach dort. Nach abgeklärtem, lässigen himmlischem Sieg klingt das ganz und gar nicht. Verlieren dabei Engel ihre Flügel? Werden sie verwundet? Rollt ihr Kopf über das Schlachtfeld? Ich weiß es nicht.
Sicher ist, dass der Teufel mit seinen Schergen alle möglichen Tricks nutzt, um zu gewinnen. Das war schon seinerzeit so, als er Jesus mit perfiden Argumenten über den Tisch ziehen wollte. Und - als der Sohn für die Rettung der Menschheit am Kreuz hing, gefoltert wurde und schließlich starb, ist auch das ein Kampf. Bezahlt mit seinem Leben. Mehr geht nicht. Da hilft kein Superkleber. Tot bleibt tot.
Ich weiß nicht, welche Strapazen, Schweiß und Verletzungen sich der Himmel antun muss, um mich über die Ziellinie zu bringen. (Dickes, fettes) ABER: Ich bin extrem dankbar! Für göttliche Hilfe, Beistand, Trost und Ermutigung. Und ich nehme Jesus beim Wort: „Ich bin jeden Tag bei dir bis zum Ende der Welt.“
Wenn das kein Versprechen ist!
