Dann frag doch!!!

„Während Jesus das Wort Gottes verkündete, wurde ein Gelähmter gebracht; vier Männer trugen ihn.“*

Wer kennt sie nicht, die Geschichte von den vier Männer, die einen Gelähmten zu Jesus brachten. Und die, weil der Andrang zu groß und die Menschenmenge zu gewaltig war, kurzerhand das Dach zertrümmerten und den Kranken abseilten - direkt vor die Füße vom Sohn Gottes. Ein paar Minuten später verließ der Mann als Gesunder die Hütte. Geheilt von Jesus.

23. Januar 2024

Was wir nicht wissen:  
Waren die Männer befreundet?
Hatten die Männer Mitleid mit dem Kranken?
Oder fragte, bettelte, heulte und zeterte der Gelähmte, man möge ihn doch bitte bitte zum Messias bringen?!?

Vielen geht dieses kleine Wörtchen „Bitte“ unglaublich schwer über die Lippen. Die Überwindung, um Hilfe zu bitten, ist riesig: Bin ich schwach, wenn ich es alleine nicht schaffe? Bin ich es überhaupt wert, dass andere mir helfen? Und ist es fair, Hilfe anzunehmen? 
Jede ausgesprochene Bitte signalisiert: Ich kriege eine Sache in meinem Leben nicht ohne fremde Hilfe geregelt. 

Fällt uns deshalb das Bitten so extrem schwer? 

Vor zwei Wochen starteten meine Frau und ich eine Renovierungsaktion: Wände und Holzdecken in mehreren Zimmern sollten mussten wollten gestrichen werden. Alles in einer Farbe: weiß. Also: Keine große Aktion. Sagte ich mir.
Ich, der Handwerkerkönig. 
Nicht. 

Das Zeitfenster bis zum Renovierungsende war eng, aber machbar. Dachte ich. Der Renovierungskönig. 

Freitags fingen wir an: abkleben, Malervlies auslegen, Acrylfarbe im Baumarkt plus ein paar Eimer weiße Farbe kaufen. Das Auslegen und Abkleben dauerte länger als geplant.
Nach den ersten beiden Federbrettern meldeten sich meine Nackenmuskeln. Zwei Bretter später beugte ich mich mit schmerzverzerrtem Gesicht über die Leiter. Ich wusste: Meinen Zeitplan konnte ich in die Tonne treten. 

Die beste Ehefrau von allen erkannte das Dilemma. „Ruf deine Freunde an“, sagte sie voller Mitleid, „das schaffst du nie alleine.“
„Klaaar, lässig“, keuchte ich und machte mich ans fünfte Brett. Ein Farbklecks tropfte auf meine Brille. „Schreib eine WhatsApp!“, rief’s von draußen. Ein Krampf im rechten Arm verhinderte meine Antwort. 

Jeder Bitte steht womöglich ein „Nein“ gegenüber. Und es ist die Angst vor dem Nein, das uns verstummen lässt. 
Daran dachte ich, als ich auf mein Smartphone starrte. 
Der Blick hoch zur Holzdecke nahm die Angst. Ich schrieb:
„wir sind gerade am streichen von wohn- und esszimmer und haben uns bei der holzdecke über-unter-schätzt. geht tierisch in die muskeln. deshalb die frage, ob jemand morgen uns spontan helfen kann. wenn nicht ... keine sorge. wir werden dann heulend zusammenbrechen und weiße farbe trinken. liebe grüße aus der decken-horror-show.“ 

Keine zehn Minuten später hatten uns schon drei Leute zugesagt. Am anderen Tag nahmen sechs Menschen den Kampf gegen Steinwände und Holzdecken auf. 
Den Zeitplan konnten wir einhalten. 
Wir gingen als Sieger vom Platz.

Die Geschichte vom Gelähmten bekommt oft den romantisierten Anstrich von fünf tollen Freunden, die in einer WG hausen; die ihren gelähmten Kumpel zu Jesus zerren; eine Anzeige wegen Sachbeschädigung in Kauf nehmen, damit der Freund zumindest eine kleine Chance auf Heilung hat. 
Tolle Geschichte. Wirklich! 
Superkreativ, aber erfunden. 

Gefällt uns deshalb diese Version, weil darin keine Bitte um Hilfe vorkommt? 
Weil der Gelähmte - ungefragt und fast schon abwehrend - zu seinem Glück gezwungen wird?

Angenommen … du bist auch gelähmt. Also nicht so richtig, sondern du zeigst Lähmungserscheinungen beim Beten; das Glauben an einen Gott im Himmel fällt dir schwer; deine Lebenserfahrung ist nicht kompatibel mit dem, was in der Bibel steht. Und trotzdem meldet sich eine Sehnsucht in dir, die du nicht mehr unterdrücken kannst. 

Was tun?
„Wer nicht fragt, bleibt dumm“, singen Ernie und Bert im Sesamstraßenlied. 
Auf unseren Text übertragen heißt das: 
„Wer nicht fragt, kriegt keine Hilfe“.


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