Du starrst Regenbogen an die Wand

Du starrst Regenbogen an die Wand. Deine Hoffnungen und viel zu viele Abstürze sitzen sich gegenüber wie zwei feindliche Parteien, die nur auf einen Fehler des anderen warten.

07. Januar 2025

In den Scheiben der Fenster verschwimmt die Landkarte auf dem Esszimmertisch. Die Linien und Pfeile, gestern noch sicher und euphorisch von Nord nach Süd gezogen, sind heute nur Kratzer auf dem Papier. Du blinzelst. Und ärgerst dich. Denn der Hoffnungsbogen auf der Wand ist verschwunden. Du gehst hinüber zur Landkarte. Palamós und Marseille verschwinden unter deinen Tränen, die langsam aufs Papier tropfen.

Zwei Koffer stehen an der Haustür. Sie sind wie stumme Zeugen: Gepackt, bereit, aber nicht bewegt. Sie gehören zu einer Geschichte, die du noch nicht geschrieben hast. Du hast alles vorbereitet, Linien gezogen, Wege geplant. Palamós, Marseille, Triest, Dubrovnik, Tanger. Namen, die nach Meer schmecken, nach Hafenluft und Flucht. Nach Freiheit. Doch den letzten Schritt wagst du nicht. Wie so oft in deinem Leben. Immer diese blöden, schrecklichen, letzten Entscheidungsschritte.

Papier ist geduldig. Selbst wegen lästigen Tränenüberschwemmungen protestiert es nicht.

Freiheit … dieses eine Wort, das dir ständig durchs Gehirn jagt. Auch das ist nur ein Wort. Wie alle anderen auch. Freiheit, Liebe, Vergebung, Neuanfang … Leben! Worte wie ferne Ufer, an die man sich leicht heranträumen kann. Drecksträume! Vertane Zeit, kaputte Hoffnung. In deinen Träumen gelingt dir alles. Auch deine Flucht. Obwohl du weißt, dass Flucht keine Lösung ist. Denn Freiheit gibt es nicht umsonst. Es kostet dich so viel.
Aufstehen. Loslassen. Türen schließen. Unsicherheiten umarmen.
Das geht gar nicht, sagt die Stimme in deinem Kopf.
Also bleibst du sitzen.

Hast du es deshalb mit Jesus versucht, weil du dir von ihm die herbeigewünschte Veränderung erhofft hast?
Eine, die sich spielend leicht und schwerelos ins bestehende Leben integrieren lässt?
Die dir die gepackten Koffer erspart?
Eine, bei der das Happy End schon vor dem ersten Schritt garantiert ist?

Sorry, aber die Wahrheit klingt heftig: Nichts bewegt sich, wenn du es nicht tust.
Du wartest auf ein Signal? Die Welt draußen dreht sich weiter. Busse halten. Menschen steigen ein, steigen aus. Alles bewegt sich, nur du nicht. Deine Bleistiftstriche führen ins Nichts.

Du hast Jesus immer um fette Wunder gebeten. Erleichterung hier, Veränderung da. Gut möglich, dass du ihm auch versprochen hast, dass du losgehen würdest. Ihm hinterher! Weil du ja ihm ganz und gar und immer und überhaupt vertraust. Sogar bis in den Tod. Nicht mehr warten, nicht mehr zaudern.
Du bist nicht allein mit diesen Versprechungen. Willkommen im Club. Der Apostel Petrus gehört auch zu deinem Team.

Und schon wieder hat ein neues Jahr begonnen. Und du klebst immer noch fest: Zwischen gestern und morgen, zwischen Koffer und Tür.
Draußen fährt ein Bus vorbei. Türen öffnen sich, Menschen steigen ein, steigen aus. Alles bewegt sich, nur du nicht.

Du denkst wieder an Jesus. An die Frage, die er Petrus stellte: „Hast du mich lieb?“
Keine Schuldliste, keine Vorwürfe. Nur die Mutter aller Fragen.

Hast du mich lieb?

Petrus sagte Ja. Liebe wird aktiv. Liebe bleibt nicht sitzen. Liebe geht los, auch wenn sie schwitzt, zweifelt, stolpert. Liebe hinter Jesus her.

Bist du bereit für diese Frage? Sie hat mit Liebe zu tun. Sie ist der Punkt, an dem Nachfolge beginnt. Jesus voraus, du hinterher. Ob nach Palamós oder Tanger, das sagt dir nur er. Nur der Sohn Gottes selbst.

Wenn du nur Annehmlichkeiten suchst, ist Jesus der Falsche. Er verspricht kein Hafencafé mit Gitanes, Wellen und Palmen. Die Welt ist heftig. Tendenz steigend.

Aber Nachfolge bringt dich weiter. Es braucht gepackte Koffer, offene Türen und den Mut, loszugehen. Dahinter liegen die tiefsten Glücksmomente. Weil du spürst, dass der gute Hirte nicht nur vorausgeht, sondern dich tröstet, ermutigt, lacht und sich mit dir freut.

Regenbogen an die Wand starren? Kommt vor. Frust über leere Versprechungen? Kennt Jesus längst. Alles. Und trotzdem fragt er dich: Liebst du mich?

Nicht um dich zu testen, sondern weil seine Antwort längst gegeben ist: „Ich liebe dich.“ Ohne Bedingungen. Ohne Zweifel. Besiegelt am Kreuz.

In diesem Sinne wünsche ich dir ein neues Jahr hinter Jesus her. Voller Glück, neuer Wege und ja – mit Schweiß auf der Stirn. Weil der Weg spannend ist.
 


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