Ich lasse mich nie fotografieren

„Ich lasse mich nie fotografieren“, sagte sie.

01. April 2025

Und dann stand sie da.
Zögernd. Vor der Hohlkehle.
Ein bisschen zu nah am Rand, als wolle sie gleich wieder zurücktreten.
Die Schultern leicht angezogen, der Blick wachsam – als könnte man ihr etwas wegnehmen.
Ihre Hände suchten Halt aneinander.

„Mein Mann hat mich überredet, bei FACES mitzumachen“, sagte sie und lächelte leise.
Ich sage nichts. Schaue nur.

Ihr Gesicht ist wunderschön.
Nicht im glatten, makellosen Sinn. Sondern in einer Weise, die bleibt.
Die Falten erzählen.
Vom Loslassen. Vom Aushalten. Vom Lieben.
Vom Glauben, der nicht auf dem Podest steht, sondern auf den Knien.

„Ich will meinen Glauben auch bekennen“, sagt sie dann –
und schließt die Augen.

Kein großes Wort, kein Pathos.
Nur dieser Satz. Und dieser Moment.
Und ich weiß: Hier passiert etwas.

Wir denken oft, dass Mut laut sein muss.
Dass Zeugnis ein Mikrofon braucht.
Dass Sichtbarkeit Jugend bedeutet.
Oder Einfluss. Oder Selbstbewusstsein.

Aber manchmal steht der Glaube einfach still da.
In einem Gesicht.
Und sagt trotzdem alles.

Wenn du also denkst, du bist zu alt.
Oder dein Leben sei zu gewöhnlich.
Oder dein Glaube zu unspektakulär.

Dann erinner dich an sie.
Und an diesen Moment.
An ihren Mut, sich hinzustellen.
Mit allen Falten.
Mit aller Würde.
Mit Haltung.

Denn es ist nie zu spät, sichtbar zu werden.
Und es ist nie zu wenig, wenn du bekennst, woran du glaubst.


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