Immer schön das Richtige sagen

Es fängt an, bevor du deinen Namen richtig schreiben kannst.
Wenn ein Erwachsener sagt: „Sag schön Danke“ und du’s murmelst, auch wenn das fremde Bonbon in deiner Hand klebt wie eine Lüge.

27. Mai 2025

Wenn du lernst, dass manche Worte nicken auslösen und andere eine Stille, die wie ein kalter Luftzug durch dein Kinderzimmer zieht.

Später in der Schule reicht ein schiefer Blick vom Lehrer,
und du weißt: Lass das lieber. Nicht zu laut. Nicht zu viel. Nicht so.
Du wirst gut darin, dich einzupassen. Wirst ein stiller Profi in der Kunst, niemandem auf die Füße zu treten.
Sag das, was keiner hinterfragt.
Lächel. Beweg dich wie Wasser um die Kanten der anderen herum.

Du wirst älter, und das Spiel wird feiner. Du weißt, wann du die Stirn runzeln darfst und wann besser nicht. Du spürst es wie eine unsichtbare Grenze, wo das Gespräch endet, wenn du zu viel bist. Zu überzeugt. Zu ehrlich. Zu irgendwas.

Also bleibst du im Mittelfeld. Nicht kalt, nicht heiß. Sagst, was gut klingt. Was diplomatisch ist. Was man auf LinkedIn teilen könnte, ohne dass jemand die Augen verdreht.

Du wirst jemand, den alle mögen.
Und keiner kennt.

Die eigene Stimme? 
Wird leiser.
Nicht verloren – aber leise wie ein Lied, das im Nebenzimmer läuft, während draußen die Leute klatschen.

Und Gott?
Ist außen vor.
Und du kriegst seinen Abschied gar nicht mit, weil du dir gerade wieder deine Dosis Applaus holst.

Jesus sagt:
„Wie solltet ihr auch glauben können? Bei euch ist jeder darauf aus, von den anderen Anerkennung zu bekommen; nur die Anerkennung bei dem einen, wahren Gott sucht ihr nicht.“ (Johannes 5,44)

Es klingt nicht wie ein Vorwurf. Mehr wie eine Diagnose.
Wie ein Mechaniker, der sich mit einer Hand an der offenen Motorhaube abstützt und mit der anderen auf den Riss im Getriebe zeigt. 
Nicht: „Du hast was falsch gemacht.“
Sondern: „So läuft das nicht mehr.“

Aber wie auch?
Du bist ja dauerbeschäftigt mit Selbstverleugnung im Namen der Harmonie. Der ganze Raum vollgestellt mit Blicken. Kein Platz zum Atmen. Kein Platz für Glaube. Weil alles nach außen geht.
Weil dein Glaube sich längst liest wie ein Bewerbungsschreiben:
Anständig, angepasst, unterschrieben mit „Bitte mögen Sie mich“.

Was Jesus klarmacht:
Die Suche nach Anerkennung ist kein Vergehen – aber die Richtung entscheidet. Anerkennung bei Gott zu suchen ist keine religiöse Höflichkeitsgeste. Es ist Haltung. Ausrichtung. Ein innerer Kompass, der sich nicht nach Applaus dreht, sondern nach Wahrheit.
Denn wer sein Leben darauf ausrichtet, gemocht zu werden,
wird nie erfahren, wie es ist, bedingungslos gemeint zu sein.

Glaube beginnt nicht laut, sondern in einem kleinen, mutigen Satz, der nicht gut ankommt, aber echt ist.
Vielleicht beginnt er sogar in einem Verstummen.

Glaube beginnt da, wo du deinen Platz verlässt und in den Raum trittst, nicht mit Siegerpose – sondern tastend, wie jemand, der nach einer Hand greift und feststellt: Da ist wirklich eine!

Und falls du denkst, du müsstest dich bei Gott genauso verbiegen wie bei den anderen, dann verwechselst du Applaus mit Liebe.
Gott will auch Anerkennung. Immerhin ist er der, der dich gemacht hat. Schöpfer. Herr der Himmel. Aber bei ihm ist Anerkennung kein Spiel, kein Test, kein Bonus für Wohlverhalten.
Es ist Beziehung.
Tiefer noch: Es ist Liebe.
Nähe. Treue. Hilfe. Schutz. Trost. Glück. Nicht als Geste.
Nicht als Konzept. Sondern echt.

Wenn deine Idole gehen, deine Freunde leiser werden, deine Stimme sich nicht mehr meldet – bleibt er. Weil du ihm wichtig bist. Wichtig. Mit allem, was du bist. Und allem, was du nie laut gesagt hast.


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