Kein Willy. Nicht.
Ich habe keinen blassen Schimmer, wie man Hunde erzieht.
Weiß nicht, ob es notwendig ist - um den animalischen Willen zu brechen - , ein Tier zu schütteln, ihm kaputtes Spielzeug an den Kopf zu werfen, ihn anzubrüllen oder auf seine Schnauze zu schlagen. Für mich als Laien gibt der Hundebesitzer kein gutes Bild ab. Wie er so dasteht, mit rotem Kopf über den Campingplatz brüllt, sein Haustier zum Gehorsam zwingen will.
Wie gesagt: Ich bin nur Beobachter, kein Martin-Rütter-Double.
Das arme Vieh ist ein Mischlingshund. Ein Dackel war beim Paarungsakt definitiv mit von der Partie. Welche Rasse sich sonst noch in seinen Genen tummelt … wer weiß das schon.
Willy heißt der arme Hund. Im Augenblick muss er herumfliegendem Spielzeug ausweichen, Schläge auf seine Schnauze aushalten und den Blick seines Tyrannenherrchens ertragen. Er versteckt sich und winselt unterm Wohnwagen.
In den vergangenen Wochen habe ich viele neue Menschen kennengelernt. Manche von ihnen erzählten mir eine ähnliche Geschichte. Die hießen zwar nicht Willy (ist für eine Frau nicht der allerschönste Name), aber deren Besitzer warf auch scharfe Gegenstände hinter ihnen her. Brüllte sie an. Sie wurden geschlagen. Ins Bett geworfen. Mussten herhalten, damit der Typ seine Bedürfnisse an ihnen befriedigen konnte.
Wie lange braucht ein Mischlingsdackel seinem männlichen Dominus in die Hand zu beißen und zu fliehen?
Wie lange braucht ein Mensch, um sich von seinem Beherrscher zu befreien?
Die, mit denen ich gesprochen habe, schafften es kaum, ihre Schmerzgrenze anzuerkennen. Geschweige denn: Schritte über diese Grenze zu wagen.
Neben den psychischen und physischen Vergewaltigungen zogen ihre Herrscher auch die Jesus-Karte. Schwärzten Strafen ins Gewissen, malten Höllenfeuer an die Wand, drückten Bibelverse ins Gemüt.
Es gibt viele Gründe, warum diese Teufel so viel Macht hatten; jahrzehntelang ihr Unwesen treiben konnten.
Niemand darf von dir verlangen, dass du dich erniedrigst; dein Verstand und deine Gefühle sind Grundrechte des Lebens. Prügel haben auf deinem Körper nichts verloren. Vergewaltigung in der Ehe ist strafbar. Und wer aus der Frohen Botschaft von Jesus eine Horrorstory bastelt, um andere für sich gefügig zu machen, bekommt einen schweren Stein um den Hals gebunden und wird mit dem ins tiefe Wasser geworfen.
Nein, das nicht meine Idee… - davon spricht der Sohn Gottes. Höchstpersönlich.
Wer nicht mehr so lange warten kann oder warten will, bis der Teufel im Haus seiner gerechten Strafe zugeführt wird, der muss den Schritt über die Grenzlinie machen.
Das lässt sich so leicht sagen. Ich weiß. Aber machen … ?
Es ist dein Leben. Deine Zukunft. Dein Glaube. So vieles, was du neu aufstellen musst.
Allein schaffst du das wahrscheinlich nicht. Der Typ in deiner Nähe macht ja immer noch einen auf Kontrolleur und Scharfrichter.
Wenn du möchtest, dann schreib eine Mail. Wir arbeiten mit Leuten zusammen, die sich auskennen. Die dir vielleicht weiterhelfen können.
Und was Jesus betrifft: Auch hier lohnt sich ein ganz neuer Blick: wie er mit Frauen gesprochen; die Schwachen gestärkt; Unterdrückte in Freiheit geführt ... das alles passt nicht zu dem, was er in dich hineingeprügelt hat.
Ich weiß nicht, ob die Willys dieser Welt nachdenken, abwägen und Entscheidungen treffen können. Bin ja kein Profi. Sagte ich schon.
Aber du, du kannst das.
