Wenn du deine Tage hast ...

In den zurückliegenden 14 Tagen befand ich mich tagsüber hauptsächlich auf der Couch. Grippe. Sowasvon. Was geht also, wenn nichts mehr funktioniert? Richtig, die Fernbedienung vom TV.
Und?

Trash, nochmehr Trash und ständige Werbeunterbrechungen vom Trash.
Läuft.

Da war zum Beispiel die junge Frau, die Pirouetten auf dem Eis dreht, lacht, noch mehr Sport macht und dabei ständig über ihre Tage, Tampons und superelastischen Binden spricht.
Aha.
Oder die Ladys, die joggend einen See umrunden; lachend, glucksend, kichernd. Die Damen haben natürlich auch ihre Tage. Suggeriert uns zumindest die Werbung. Aber wen interessiert das schon, wenn frau mit den richtigen Tampons und den superelastischen, extrem wasserdichten Binden unterwegs ist.
Hmmm.

Wichtige Info:
Ich bin ein Mann. So weit, so gut.
Das heißt: In meinem Leben hatte ich noch keine Tage, die nur mit Tampons, Binden oder Tabletten zu überleben waren.
Ist so.

Aber: Ich bin Ehemann. Vater von zwei Töchtern. Arbeitskollege. War viele Jahre Schüler einer gemischten Klasse.
Abgesehen von einigen Tricks meiner damaligen Mitschülerinnen, nicht am Sport teilnehmen zu müssen, kann ich nach jahrzehntelanger Beobachtung behaupten: „Tage haben“ – das ist nicht witzig. Und für viele extrem schmerzhaft. Dazu kommen hin und wieder Fressattacken, Heul- und Unterleibskrämpfe und Wutausbrüche. Nicht zu vergessen die Verschlimmerung von Hautkrankheiten. Akne lässt grüßen.

So. Gut festhalten, denn jetzt gibt’s die Kurve zu den frommen „Tagen“ – und die betreffen Frauen UND! Männer.

Mit schöner Regelmäßigkeit sind wir am Zweifeln und Rumnölen: „Gott mach dies, Gott warum das, hilfst du mir gar nicht, wieso die und nicht ich, ich kündige, ich kann nicht mehr, ich will nicht mehr!“ Und. So. Weiter.

Wieso versprechen mir manche, dass diese – zugegeben – blöde und auch unnütze Zeit mit einem Gebet behoben werden kann? Wer kommt auf die Idee, dass Zweifel-Zeiten böse sind? Warum wird mir immer wieder vermittelt, dass „nur richtig glauben“ die Lösung für alle Probleme ist? Und noch eine Frage: Weshalb fehlt in vielen Statements über Glaube und das Christenleben der gemeine Alltag?
Sprich: Fressattacken, Heul- und Unterleibskrämpfe, Tabletten um zu überleben.

Ein Beispiel aus der Bibel:
Der absolute Top-Glaubens-Hero „Johannes der Täufer“ sitzt im Gefängnis. Der ist nicht blöd und weiß, dass seine Tage gezählt sind. In dieser heftigen Situation schwebt kein Engel in die Zelle und verpasst dem Gefangenen einen himmlischen Werbeblock.
Johannes hockt alleine rum und schickt in seiner Not die Kumpels zu Jesus. Er will wissen, ob sich sein Einsatz gelohnt hat: der Verzicht auf Leben, Liebe und Zukunft.

Wie hätten wohl die Glattbügler unserer Gegenwart geantwortet? Da braucht’s keine Fantasie.

Wie verhält sich Jesus? Seinerzeit? Damals?
Der bestätigt den Kumpels von Johannes, dass er der Messias sei. Der also, den alle Juden sehnlichst erwarten.
Blöd nur, dass die gehypte Messiasvorstellung von damals so gar nichts mit der Realität zu tun hat. Und deshalb schiebt Jesus noch einen Schlusssatz hinterher: „Glücklich ist, der sich nicht an mir ärgert!“*

„Yo man, I’m scared!“
So hätte Johannes bei dieser Ansage reagieren können. Aber: Seinerzeit gab’s noch keine Rapper und außerdem ist uns seine Antwort nicht überliefert.
Aber – das Statement von Jesus galt nicht nur Johannes, sondern uns. Allen. Christenmenschen. Altersunabhängig. Geschlechtsneutral.

Glücklich ist, der sich nicht an mir ärgert.
Dann, wenn wir unsere Zweifel-Tage wie einen Felsblock vor uns herschieben.
Dann, wenn Blut fließt und nicht gestoppt werden kann.
Wenn uns der Tag umhaut. Voll auf die Zwölf.

Ich hatte in meinem Leben noch keine Periode. Never.
Dafür Zweifel an Gottes Handeln, Gegenwart, Wirken. Viel zu oft schon.
Extrem dankbar bin ich, dass ich nicht diesseitigen Schönwetterversprechungen und alltagsfremden Werbetextern glauben muss. Ich bevorzuge klare Ansagen von Jesus:
„Nerv’ nicht rum und ärger’ dich nicht über mich!“

Zweifel-Tage gehören zum Leben. Schon jetzt kann ich sagen – auch aus gesicherter Beobachterposition heraus – , dass die keine Menopause einlegen. Stattdessen werden wir uns bis zum Lebensende mit den Zweifel-Tagen auseinandersetzen müssen.

Und Jesus? Das ist für ihn nichts Neues. Der hat sein Kreuz bis zum Schluss getragen, verendete daran und schaffte es so, uns den Weg in den Himmel freizusterben.

Ihm nachfolgen ist kein Zuckerschlecken, sondern anstrengend.
Da ist ein „Yo man, I’m scared – Jesus, ich hab’ Schiss!“ durchaus angebracht.
Nicht immer fährt er uns lächelnd übers Haupt. Ein „nerv’ nicht rum!“ gibt’s auch als Antwort.
Wer anderes behauptet, gehört in die Werbung.

Herzlichst, wo immer ihr gerade seid,

Thomas Meyerhöfer
werdet superfromm! 

* Neues Testament, Matthäusevangelium, Kapitel 11 Vers 6


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