Wer hat Angst vorm schwarzen Mann?

„Live the life you’ve imagined!“ steht in fetten Buchstaben auf einem verunglückten Poster, an dem sich der unterbezahlte Mediengestalter - Azubi austoben durfte.

10. Oktober 2023

Das Ding hängt im Schlafzimmer.
Auf Augenhöhe. Liegend.
In einer Ferienwohnung.
Mitten in der Pampa.
Dafür ist die Wohnung supermäßig hyggelig eingerichtet. Ich weiß gar nicht, wohin mit meinen Gefühlen.

Apropos Gefühle - ehrlich gesagt ist mein Leben derzeit alles andere als hyggelig:
Zu viele offene Fragen spielen mit mir „Wer hat Angst vorm schwarzen Mann?“
Derzeit schaffe ich es nicht, mich geschickt an ihnen vorbeizumogeln. Immer neue Fragen verbauen mir den Weg ins Ziel.
Und: Der typografisch verunfallte Slogan an der raufasertapezierten Schlafzimmerwand hilft mir auch nicht weiter.

Solche Zeiten sind ja nicht Neues:
In der Theorie geplante Aktionen kollidieren mit der Wirklichkeit, Ideen sterben im Morgenmeeting, Gedankenansätze krepieren noch im Anfangsstadium.
Die Luft wird dünner. Auch im Geldbeutel.
Und je „schwärzer“ der Mann, desto weniger habe ich Kraft, Nerv und Mut, mich mit ihm zu beschäftigen.

„Schau nicht auf die Sorgen, schau auf Jesus“. So oder so ähnlich haben wir das am Sonntag im Gottesdienst gesungen. Ich habe mich tatsächlich gefragt, ob so etwas überhaupt möglich ist. Zugegeben … bei mir funktioniert das nur suboptimal. Und auch beim Beten stelle ich nach kurzer Zeit fest, dass ich wieder in der Problemschleife festhänge. Von wegen „Gotteslob“ und „auf andere Gedanken kommen“.
Wohl dem, der das kann.
Wenn in meinem hyggeligen Schlafzimmer ein Poster mit dem Sinnspruch „Live the Faith you dream of!“ hängen würde … und wäre der noch so grandios von David Carson gestaltet … würde mir das auch nichts nützen.

Schwarzer Mann bleibt schwarzer Mann. Gefahr bleibt Gefahr, auch wenn ich sie mit rosa Spraylack besprühe oder ihr ein Holladihüh entgegenschmettere.

Was hilft? Besser: Wer hilft mir?
Jesus muss helfen. Ohne ihn gehe ich unter. Also sage / schreie / stottere ich ihm die Wahrheit ins Gesicht.
Dass die Wahrheit / Gedanken / mein Inneres ihm sowieso schon lange bekannt sind, ignoriere ich wohlfein weg. Denn solche Sprüche ziehen mich runter.
Zweitens: Ich verzichte auf Lösungsvorschläge. Schließlich hocke ich in keinem Meeting, wo ich mit Gleichgesinnten über die Problematik des Thommy M nachdenke.
Drittens: Die Bibel ruht bei mir nicht hinter dickem Glas, das ich in Notfällen zerdeppern muss, um Erste-Hilfe-Anweisungen abzugreifen.
Sondern: Ich weiß, dass bereits Tausende Jahre vor mir ungezählte Männer und Frauen sich aus Angst vor dem schwarzen Mann in Höhlen versteckt, die Flucht angetreten, dem Verräter in die Hände gefallen, die Speerspitze gespürt haben. Ich bin also kein Sonderfall; meine Situation ist Jesus a) bekannt und b) für ihn lässig machbar.
Und viertens: Ich erzähle Freunden, wie's mir geht. Gut möglich, dass einer einen kennt, der wiederum von einem weiß, der ähnliches durchmachen musste. Vielleicht hat der dann einen Tipp für mich.

Der Gamechanger in meiner unschönen Situation: Die Freunde stellen sich mit mir in eine Linie; nehmen mit mir ihre Stellung ein - vor dem schwarzen Mann. Sie teilen sich auf, rennen los, schirmen ab und machen mir so den Weg frei, um ans Ziel zu kommen.

So funktioniert das im Spiel. Schon seit Jahrhunderten.
In der Realität ist’s ähnlich:  Gemeinsam den schwarzen Mann platt machen: trösten, beten, beraten, umarmen, stärken.


superfromm als Newsletter

Wer keine Folge superfromm verpassen will: Jetzt Newsletter abonnieren. Hier gibt’s Infos zur aktuellen Sendung und eine Vorshow auf die Sendung in der kommenden Woche. 



UnterstützerIn werden!

Zur Herstellungvon superfromm sind hunderte Produktionsstunden notwendig; mehrere Tausend Euro benötigen wir jeden Monat, um die Arbeit fortzusetzen.
Wenn dir gefällt, was wir produzieren und publizieren, dann unterstütz’ uns bitte mit einer Spende.