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20 in 40

Die Luft in der Umkleidekabine ist zum Schneiden. Ich reiße das Fenster auf. Zeitgleich tapst ein Hüne aus der Dusche und baut sich vor mir auf. Er ist einen Kopf größer als ich und mindestens 50 Kilo schwerer.
„Kannst du das Fenster zumachen, ich muss gesund bleiben!“, schnauft er und hängt sein Handtuch an den Haken. „In vierzig Tagen will ich zwanzig Kilo abnehmen, dann gewinne ich einen Preis. Fünfstellig!“, behauptet er und rubbelt sich den Rücken trocken.
„Zwanzig in vierzig?“ Meine Stimme klingt nach „das funktioniert nicht“.
Der Hüne lässt sich meine Zweifel nicht anmerken. „Genau. Ich will den Preis gewinnen!“ Er zeigt mir seine linke Hand. „40“ steht auf dem Spann. Kugelschreiber. Krakelschrift. „Damit ich’s nicht vergesse!“, lächelt der Typ und zieht sich sein T-Shirt über.
Au Mann… das wird er nicht schaffen. Niemals. Zwanzig in vierzig kannst du vergessen. Und selbst wenn er die Fünfzehn-Kilo-Marke knacken sollte, wird es ihn wieder in die Sucht treiben. „Über Jahre angefressen über Jahre verloren“, noch so ein Spruch von meiner Oma. Wo sie Recht hat…
Vergangenen Freitag schaute Tabitha Bühne im Atelier vorbei (unser superfrommes Gespräch ist ab nächsten Montag online). Tabitha ist Autorin, Läuferin, mentale Schlankheitstrainerin, Fitnesscoach und und und. Ihre Meinung dazu: Erst nach drei bis fünf Jahren ist die schlechte Gewohnheit Geschichte und ein neues Verhalten stabil.
Zwanzig in vierzig? Never.
Das muss man wissen! Und wenn einer kommt und behauptet, dass Jesus alles NEU mache (stünde auch so in der Bibel), dass deshalb durch ein kurzes Gebet die schlechten Gewohnheiten ein- für allemal der Vergangenheit angehörten, dann lügt er oder er hat keine Ahnung. Oder beides.
Es ist echt witzig, für welche Themen Jesus alles herhalten muss. Kurzes Gebet: neuer Partner. Kurzes Gebet: aus Löwe wird Lamm. Kurzes Gebet: die stinkstiefelartigen Gewohnheiten verschwunden. Kurzes Gebet: dünn. Kurzes Gebet: nicht mehr sexsüchtig. Und. So. Weiter.
Veränderung kostet Zeit und Arbeit. Das betrifft auch den Glauben an Jesus:
Zeit = Bibel lesen, beten, hören, verstehen, Austausch mit anderen.
Arbeit = Umsetzen probieren. Fallen. Aufstehen. Umsetzen probieren.
Yess, alles hat mit Arbeit zu tun. Das darf – bei allen tollen Zielvorstellungen – nicht verschwiegen werden. Wer nur vom Ziel träumt, wird niemals ankommen. Ich weiß, das ist ein alter Hut. Aber ich muss mir das auch immer wieder in Erinnerung rufen. In diesem Sinne: dranbleiben!