Am Rad drehen
Als Dietrich Bonhoeffer im Dezember 1944 seiner Verlobten einen Weihnachtsbrief
schrieb, musste er sich gut überlegen, wie er seine Gedanken zu Papier brachte.
Die Nazi-Wach-Schergen kontrollierten alles, was aus dem Berliner Gefängnis in
die Freiheit durfte.
Da wurde zensiert, verbrannt oder einfach zerrissen - dann, wenn die Kontrolleure
konspiratives Gedankengut hinter den Zeilen vermuteten.
Gott sei Dank überstanden viele Briefe die Zensur!
Ein Gedicht von ihm hat es bis in unsere Zeit geschafft:
„Von guten Mächten treu und still umgeben“.
Kaum vorstellbar: Da hockt der Dichter und Theologe in seiner Todeszelle und
schreibt davon, dass Gott uns in allen Situationen nicht verlässt.
Natürlich ..., wir leben heute in einer anderen Zeit. Nazi-Schergen zensieren
keine E-Mails, und doch ist auch bei uns die Einsamkeit mit ihrer gnadenlosen
Schwester "Angst" zu Gast.
Sichtbare und unsichtbare Feinde bedrohen unser Leben.
Auch Bonhoeffer hoffte auf das Ende der Angst. Er wünschte sich zurück in die
Arme seiner Verlobten.
Für ihn erfüllten sich seine Wünsche nicht: Die Rettung schon in Sichtweite,
wurde der Theologe hingerichtet.
Gottes „Ich bin bei euch alle Tage!“ bindet sich nicht nur an
gelingend-glückliche Tage. Schon klar, da fällt's uns viel leichter, solche
Statements auszusprechen.
Vielmehr gilt sein Versprechen in Gefängniszellen hinein - ebenso in Zimmerchen
von Alten- und Pflegeheimen; für die Einraumwohnung und einen
Viel-Zimmer-Palast, in dem ein übelst gelaunter Pascha seine Herrschaft
ausspielt.
Es ist wie so oft: Anfangs drehen wir am Rad und reagieren hysterisch auf die
drohende Gefahr. Angst und Ohnmacht drücken gegen Kehle und Seele und alte
Geister flüstern Untergangsparolen in unser Herz. Kleinreden oder leugnen wäre
dumm. Lautes Pfeifen im Wald vertreibt auch keine Feinde.
Ich bin mir sicher, dass Bonhoeffer kein cooler Typ war, der Folter und
Todesandrohungen weglachte; der mit innerer Ruhe und Gelassenheit seinen Henker
in den Wahnsinn trieb.
Wer auf Gott vertraut, braucht nicht den Helden zu spielen. Der darf Angst haben,
Unsicherheit verspüren, Zweifel zulassen. Der darf den Geistern, die ihm
zusetzen, das Versprechen Gottes ins Gesicht brüllen: „Gott ist bei mir!“
Gut möglich, dass deine erste Schritte ins neue Jahr von lautem Gebrüll und
Schluchzen begleitet werden.
Schäm dich nicht. Spiel nicht den Helden.
Ich wünsch dir, dass die Zeit kommt, in der du leise stammeln kannst:
„Von guten Mächten wunderbar geborgen, erwarten wir getrost, was kommen mag.
Gott ist bei uns am Abend und am Morgen und ganz gewiss an jedem neuen Tag!“
An dieser Stelle noch ein dickes fettes DANKE!
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Das Jahr 2024 wird auch für uns spannend: FACES steht in den Startlöchern und
das „GO“ ist nur noch wenige Tage entfernt. Wir werden in den folgenden
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