Blog

Beautiful

Vor Kurzem spielte mir Spotify ein neues Mixtape vor. 
Ich fuhr auf einer unbeleuchteten Straße durch den Wald und aus den Lautsprechern tönte Marillions „beautiful“. 
Vielleicht weil der Vollmond durch die Zweige schien oder ich mutterseelenallein die Serpentinen in Richtung Waldsee fuhr … der Song aus dem Radio traf direkt ins Herz.

Und weil ich meinen Gedanken und Gefühlen kein neues Lied zumuten wollte, gab’s beim Fade Out die klare Ansage: „Hey Siri, Musik aus!“
 

„Beautiful“ - in diesem Song behauptet der Leadsänger, dass wir es tatsächlich geschafft haben, der Schönheit des Lebens negative Namen zu verpassen. Er geht nicht näher darauf ein, sondern wiederholt seinen Ansatz mehrmals. 
Mich hätte interessiert, an was er dabei konkret denkt.

Eine Vollmondfahrt ist das ideale Sprungbrett, um seine Gedanken in den Himmel zu katapultieren. So wie früher, als wir das Drei-Meter-Brett dermaßen strapazierten, um mit den Fingern das Hallendach zu berühren. So viel ich weiß, hat das niemand geschafft. 

Schöne Dinge, die einen negativen Stempel erhalten? 
Mir fielen Menschen ein, die aufgrund ihres Körpers von anderen verlacht werden. Sie tragen Namen wie Fettie oder Zwerg oder Goofy. 
Dann dachte ich an die Stillen im Land. Die sich nicht in unserer schnelllebig lauten Welt zurechtfinden. 
Die Traurigen, mit denen keiner eine Party feiern will. Sie könnten ja mit ihrem Rumgeheule alles crashen. 
Wer will schon einen Außenseiter im Team? Das sind Typen, die sich auf Mitarbeiterfotos absolut kontraproduktiv machen.
Die Aufgeweckten, denen vorsorglich Ritalin verordnet wird.
„Aus diesen Kindern kann ja nichts werden!“, wettert eine Männerstimme in meinem Kopf. „Die Generation Z kriegt nichts gebacken!“ 

Draußen vor dem Auto flogen rot/weiße Straßenschilder an mir vorbei. Sie warnten vor gefährlichen Kurven und verordneten die Geschwindigkeit in den Schleich-Modus.
Als ich endlich den Waldrand erreichte und ein gelbes Ortsschild das Ende der Dunkelheit herausposaunte, dachte ich an Jesus. Und an uns Christen. An mich.
Von Jesus wird behauptet, dass er die Kaputten liebt, den Einsamen Trost schenkt, die Kraftlosen nicht überfordert. 
Was, wenn dieses Glück zu einem coolen Textfragment verstropht und mit einer zu Herzen gehenden Melodie verschweißt wird?
Dann ist es nur ein liebes Lied.
So wie bei Marillion und ihrem „beautiful“. 

Jesus hat’s bisher noch nie mit seiner Message auf Platz 1 der Charts geschafft. Coole Texte raushaun’ und es dabei belassen … das ist nicht seine Welt. 
Er hat’s vorgelebt. Und dann den Staffelstab an seine Jünger übergeben. „Ihr seid dran“, forderte er seinerzeit. Und jede neue Generation an Christen greifen automatisch nach dem Staffelholz. Es gehört zur Grundausstattung. 
Sein Anspruch bis heute? Machen, hingehen wo’s wehtut, aushalten. 
Und wer behauptet, mit solchen Aussagen keine Probleme zu haben, der hat bestimmt auch schon mit seinen Fingern das Dach im Hallenbad berührt … 

Das grandiose Statement von Jesus heißt: „Ihr, die sie euch Traurige, Fetties, Goofys, Stille und Einsame schimpfen … bei mir seid ihr sicher. Ich kenne euren richtigen Namen. Bei mir seid ihr Söhne und Töchter Gottes.“

Es war ein weiter Sprung von Marillion hin zu Jesus. Ich bin viel und weit in meiner Gedankenwelt herumgekommen. Wie das halt so ist, wenn man ein Sprungbrett vor sich hat. 
Und das Dach vom Hallenbad habe ich wieder nicht berührt. 
Dafür flog ich viel weiter - bis hinein in den Himmel. Zu Jesus. Seiner Liebe. Hörte seine grandiose Zusage an uns Menschen: „So sehr hat Gott die Welt geliebt!“ 
Und ich bin mir sicher, dass er das Mädchen mit dem Downsyndrom genauso sucht wie das aufgebrezelte Supermodel. Er, der einem Verbrecher auf den letzten Lebens-Metern noch die Tür zum ewigen Leben öffnet.  

Ich stelle mir vor, wie du diese Zeilen liest und deine Geschichte zu dir zurückfindet. 
Wo bist du gerade? Vor dem Rechner? Im Wartezimmer beim Zahnarzt? Im Zug auf dem Weg zur Arbeit?
Könntest du dein Jahresgehalt darauf verwetten, dass Jesus kein Interesse an dir hat, weil du ihm damals eine theatralisch tränenreiche Scheidung zugemutet hast?
Die gute Nachricht: Bei ihm gibt’s keine Abschussliste. 
Die beste Nachricht: Er wartet auf dich.
Das ist beautiful. Wunderschön.

Wer will den schon ein Hallendach berühren, wenn der Himmel offen steht?