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Das Unikat

Zwischen Valencia und Barcelona fiel mir der Autoschlüssel auf den Beton.
Passiert im Eifer des Gefechts.
Der Begleitton allerdings… der war neu. Ein kurzes, hohes „Pling!“, und der metallene Schlüsselbart verschwand unterm Auto; sein schwarzes Schneckenhaus flog in die entgegengesetzte Richtung.
Schlüssel-los in Spanien? Da ist Chaos vorprogrammiert.
Doch Frau denkt mit – in der Handtasche befand sich der Ersatzschlüssel.
Alles gut.

Wieder daheim, wackelte der Meister aus der Autowerkstatt mit seinem Kopf.„Einfach nachbestellen geht nicht, ist ein Unikat, muss extra angefertigt werden. Kostet um die 200 Euro.“
Ein Schlüssel?!?
200 Euro?

Der Meister sprach von „vollelektronisch“und „programmieren“ und wollte gleich den Perso und Zulassung und mehrere Unterschriften von mir.
„Das ist ein U.Ni.Kat“,wiederholte er, „der muss im Sicherheitsserver des Herstellers eingetragen werden!“ 

Ich unterschrieb den Auftrag.

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Vier Wochen später:
Ich erzähle Minea die Geschichte. Meine Enkelin reisst ihre Augen auf: „So viel Geld!“, ruft sie laut und versteht die Welt nicht mehr. Tolles Kind!
„Es ist ein U.Ni.Kat“,sage ich und komme mir vor wie der Meister aus dem Autohaus.
„Was ist ein U.Ni.Kat?“, bohrt Minea nach.
„Etwas, das es nur einmal auf der Welt gibt“,antworte ich und erwarte ihre nächste Frage.

Sie spielt mit einem Grashalm und schweigt. In ihrem Kopf arbeitet es.

„Gibt es viele U.Ni.Kate?“, fragt sie schießlich.
„Sag du’s mir“, sage ich schnell.
„Der Autoschlüssel von meinem Papa.“Sie spielt immer noch mit dem Grashalm.
„Richtig. Noch eine Idee?“
„Der Autoschlüssel vom anderen Opa.“
Ich nicke. „Abgesehen von den vielen Schlüsseln… gibt’s noch mehr unverwechselbares, einmaliges?“
Sie schaut mich an und wartet auf die Auflösung.
„Jeder Mensch“, sage ich. „Du, ich, wir sind wie diese besonderen Schlüssel. Einmalig. Uns gibt es nur einmal auf dieser Welt.“
„Aha!“ Sie lächelt und lässt den Grashalm fallen.„Komm, wir  spielen weiter.“

Ende der Geschichte?
Überhaupt nicht, denn abends erzählt Minea ihrer Mama, dass sie ein„U.Ni.Kat“sei. Jemand, den es nur einmal auf der Welt gibt. Und: dass sie deshalb auch „Sachen“ kann, die andere nicht können.
So, wie es sich für ein Unikat eben gehört

Bingo. Manche komplexen Sachverhalte brauchen einfach länger, bis man sie begreift. Und an solche Wahrheiten muss man sich klammern, sie festhalten. An sich binden! Vor allem deshalb, weil Menschen ins Leben treten, die genau das Gegenteil behaupten: „Du kannst nichts, du bist nichts, du Stück Dreck, du Versager, Nichtsnutz, Schwachkopf, Schlampe, Trampel, Fettsack.“ 
Um nur einige dieser Totmacher zu nennen.

Diese Totmacher haben uns eines voraus: Sie leben ihre Bestimmung: auf Zerstörung programmiert. Sie zündeln, intregieren, morden. Und: Sie geben sich erst zufrieden, wenn ihr Opfer seine Bestimmung ablehnt. Vergisst. Zerbricht.
So wie der Schlüssel.
Nachteil: Für uns gibt’s keine Werkstatt, in der innerhalb kurzer Zeit ein Update, ein Neustart, ein „alles auf Null“ durchgeführt werden kann.

Unsere eigene Geschichte können wir nicht löschen. Genausowenig unsere Erfahrungen. Und selbst dann, wenn wir uns dafür entscheiden, den schmalen schweren Weg zu beschreiten, um unser Selbst wiederzufinden, es zu begrüßen und zu befreien, kommen diese Tage, an denen die Vergangenheit sämtliche Schmerzen vergangener Jahrzehnte hinauf an die Oberfläche spült.

Und Gott? Jesus? Ein kurzes Gebet vielleicht und dann wieder alles ok?
No.
Christen leben auch mit ihrer Vergangenheit. Auch wir kennen Tage, an denen Bilder auftauchen, die wir niemals wieder sehen wollten.
Und doch ist Jesus der perfekte Möglich-Macher. Unter seiner Regie, mit seiner Hilfe schaffen wir es, wieder ein U.Ni.Kat. zu werden.

Da ist zum einen seine Liebe zu uns, dann sein Da-Sein inklusive Da-Bleiben plus seine Begleitung – eine Steilvorlage für die Veränderung. Mit ihm lässt sich Schmerz aushalten. Der kommt unweigerlich. Spätestens dann, wenn wir den Fragen ausgesetzt sind, die uns damals schon keiner beantwortete. Wer sich auf den Weg zu sich selbst macht, muss Schutt wegräumen, der modert, fault und furchtbar stinkt. Einen anderen Weg gibt es nicht. Aber… Jesus hat schon schlimmeres gesehen, gerochen, erlebt. Er dreht sich nicht pikiert zur Seite. Jesus bleibt.

Und auch schon vor dem ersten Spatenstich geht der Kampf los: Wir ahnen bereits, dass unter jahrelangem Missbrauch, Beschimpfungen, Misshandlungen und viel zu vielen Fehlentscheidungen kein Glamour-Persönchen wartet, um sich mit der gegenwärtig vorgegaukelten Scheinrealität von Instagram und Influencer-Reise-Leben zu messen. The sun always shines on TV. Und Insta. Und Facebook. Und wie sie alle heißen.

Jesus ermöglicht einen Neuanfang. Voraussetzung ist die Bereitschaft, sich selbst finden zu WOLLEN.
Definitiv: Wer mit Jesus diese Reise startet, kommt ans Ziel. Jedoch: In den Tiefen, unter allem Schutt, dort hängen keine Influencerklamotten im Schrank. Kein Freibrief auf hunderttausend Follower. Im Gegenteil: Ob Like oder Dislike – das spielt keine Rolle mehr. Dort unten, dort sind wir. Ich. Du. Das Leben.
Oder: Wir als U.Ni.Kat.