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Der Himmel macht keine Sommerpause

Drücke ich an unserem Kaffeeautomaten auf den rechten unteren Knopf, fängt er an zu brummen, zittert kurz und das schwarze Gold blubbert in meine Tasse. „Ist ein bisschen wie bei den ersten Ölbohrungen seinerzeit in Texas“, denke ich manchmal.
Die Maschine habe ich so programmiert, dass sie mir das schwarze Gold bis knapp unter den Tassenrand auffüllt. Noch NIE hat sie diese Grenze überschritten. Die Maschine macht, was ich will. Sie funktioniert.

„Ich komme mir von Gott verarscht vor!“
Mein Gegenüber kocht. Er wirf sich auf den Stuhl, fährt sich durch die Haare, ballt die Fäuste und schüttelt immer wieder seinen Kopf.
„Was ist los?“
Die Frage hätte ich mir sparen können, denn ich ahne, was gleich kommt.
„Gott macht nichts! Ich bete und bettel´ und … es passiert nichts!“, schreit er. „Nichts, rein GAR NICHTS! Ich werde von ihm verarscht!“
Bingo.

Schon klar: Gott ist keine Kaffeemaschine. Das ist bekannt. Er funktioniert nicht auf Knopfdruck und programmieren lässt er sich von uns auch nicht. Das wissen wir. In der Theorie. Dann, wenn alles passt und uns der neue Tag mit Glück überschüttet.
Was, wenn der aber uns das Glücksfüllhorn verweigert? Wenn aus Tagen Monate und aus Monaten Jahre werden? Wenn wir Gott anflehen, endlich einzugreifen, und es passiert … nichts?!?

Selbsternannte Spezialisten melden sich zu Wort. Ihre Aussagen sind sowohl absurd als auch extrem gefährlich: „nicht richtig geglaubt“; „zu wenig gespendet“; „mehr beten“. Die Liste könnte man beliebig fortsetzen. Ich verzichte darauf.

Ein kurzer Blick in die Bibel:
Das Volk Israel musste vierhundertnochwas Jahre warten, bevor Gott ihr Flehen erhörte und sie dieses verhasste Ägypten verlassen durften.
Verrückt: In exakt dieses Hass-Land wollte ein Großteil der Israeliten ein paar Monate später wieder zurück. Weil: „geregeltes Essen, Dach überm Kopf, Peitschenhiebe auf Bestellung“.
Immerhin würden sie im Hass-Land nicht von Gott verarscht. Und: Sie hätten ihren Schmerz pflegen, hemmungslos jammern und sich in ebendiesem Schmerz suhlen können. Schöner Nebeneffekt: Für all das wäre Gott verantwortlich gewesen.

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„Starte in das Abenteuer Christ sein!“, forderte unlängst ein Prediger seine Zuhörer auf. „Aber stellt euch drauf ein, dass Gott seinen eigenen Strecken- und Zeitplan hat!“, hätte ich am liebsten gerufen. Weil sich das in einer Kirche nicht gehört, hielt ich mich zurück.

Das ist schon richtig: Wer an Jesus glaubt und ihm nachfolgt,  startet in das größte, heftigste, schönste, atemraubende, gefährlichste, genialste, wunderbarste, extrem-Ausdauer-benötigendste Abenteuer. Das ist so!
Wer allerdings behauptet, dass Gebetserhörungen, Wunder, offene Himmel und Engelsbesuche an der Tagesordnung sind, dann ist das für die, die sich in dieses Abenteuer stürzen, nicht hilfreich. Denn dann besteht die Gefahr, dass nach den ersten Metern der Frust die Oberhand gewinnt. Mit dem Frust kommt die Aufgabe. Mit der Aufgabe die Enttäuschung. Mit der Enttäuschung die Absage an Gott.

Deshalb: Gott hat seinen eigenen Zeitplan. Das war schon immer so und wird auf ewig auch so bleiben. Offenbart sich Gott in unsrem Leben, ist dies das GRÖSSTE WUNDER überhaupt. Mit dieser Offenbarung geht seine Bitte einher, ihm zu folgen; ein langer, manchmal schwerer, unter Umständen schier unmöglich erscheinender Weg.
Die Voraussetzungen: Geduld und Vertrauen.

Schon klar: Auch in der Bibel finden sich ein paar Express-Erhörungen; da war das „Amen“ noch nicht ausgesprochen und schon schimmerte der Himmel. Doch ehrlich gesagt ist das die Ausnahme. Viel zu oft beteten Menschen jahrelang, bevor Gott sein „ok“ gab.

Trotz allem: Der Himmel macht keine Sommerpause. Er ist immer auf Empfang. Jesus steigt in keinen Flieger und verschwindet heimlich in eine unbekannte Galaxie, um dort ausgiebig zu chillen.

Vermutlich weißt du das alles.
Gerade deshalb: sich auskotzen ist absolut in Ordnung.
Ich kenne keinen Bergsteiger, der immer lächelnd und mit riesigen Konditionsreserven ausgestattet locker flockig den Gipfel besteigt. Ok, genaugenommen kenne ich gar keinen Bergsteiger, aber da gibt’s ja die entsprechenden Filme auf YouTube.
Entbehrungen, Null-Bock-Phasen, Gedanken ans Aufgeben… das alles werden wir abgreifen. Das ist so! Mach dir also deswegen keinen Stress, wenn alles in dir nach „verarsche!“ schreit.
Lass den Frust aus dem Körper, ruh` dich aus und dann lauf weiter. Gott lässt dich nicht allein zurück. Und schon gar nicht hängen – auch wenn du das gerade gar nicht glauben kannst.