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Der Löwe und der Teufel

Vorab: Die Story ist wahr. Ohne wenn und ohne aber.

Eine Einladung der Kirchengemeinde XY ploppte im Mailordner auf. Ob ich nicht die Predigt halten würde können dürfen.
Als erstes: Terminkalender checken. Mit der schriftlichen Zusage bat ich um das Predigtthema. Das ließ nicht lange auf sich warten: Ich möge doch bitte über den gefährlichen Teufel sprechen. Dieses Wesen also, das umherläuft wie ein brüllender Löwe und denjenigen frisst, der sich nicht rechtzeitig in Sicherheit begibt.

Ganz ehrlich? Es gibt „schönere“ Themen. Gottes unendliche Liebe zum Beispiel. Oder Gnade. Barmherzigkeit. Seine Wunder!
Aber nein… der Widersacher sollte aufs Podest.
Alles klar.

Dann kam der Tag.
Ich stand ich vor der Gemeinde.
Die kannte das Thema.
„Mein Bekannter“, fing ich an, „arbeitet bei dem Zirkus, der zur Zeit in eurer Stadt gastiert. Habt ihr die Plakate gesehen?“ 
Einige nickten.
Alles klar, Aufmerksamkeit gesichert.
„Ich habe ihn gebeten, dass er mit einem seiner Löwen heute zu uns in den Gottesdienst kommt!“ rief ich euphorisch.
Heftiges Gemurmel. Defintiv keine Begeisterung.
„Alles gut!“, beruhigte ich die Zuhörer, „es ist ein zahmer Löwe, der tut uns nichts.“
Gelächter. Sehr nervös.
„Ich dachte, dass sich am Beispiel eines echten Löwen verdeutlichen lässt, WIE gefährlich der Teufel ist.“
Kein Gelächter.
„Dann werde ich ihn jetzt hereinbitten“, rief ich freudig und machte einige Schritte in Richtung Tür.
„Noch eine Bitte!“ Ich blieb stehen. „Mein Bekannter bat mich, dass NIEMAND hektische Bewegungen machen darf. Und bitte nicht laut rufen oder schreien, ok?“ 
Totenstille.
„Und wer seinen Arm behalten möchte, sollte das Löwentier nicht streicheln.“ 
Es hätte ein Witz sein sollen. Hätte. Keiner lachte.
„Aber…“ – die Stimme von weiter hinten klang gestresst – „ist das nicht gefährlich für die Kinder?“ 
Ich schüttelte den Kopf, griff nach der Türklinke und hatte eine letzte Bitte: „Natürlich könnt ihr Fotos machen, aber KEIN Blitzlicht!“ 
Das war zuviel. Ich konnte es sehen. Sie wollten gehen. Und ich öffnete trotzdem die Eisentür.

Kein Löwe.
Kein Bekannter.
Nichts.

Nur Plakate an den Straßen.

Ein Trick.

Die Erleichterung schwappte wie eine La-Ola-Welle durch den Raum. Später sagten einige, dass sie mir kein Wort geglaubt hätten.
Ja ja, alles klar, coole Rede Mann. Hinterher weiß man immer mehr.

Es ist definitiv so: Würde der Teufel tatsächlich in Löwengestalt – also für alle sichtbar – durch die Straßen schleichen, unsere Wohnung besetzen, im Büro zum Sprung ansetzen… dann würde keiner diesen Feind unterschätzen.
Stattdessen macht es der Böse wie das Corona – Virus: Unsichtbar für alle schlägt er zu: zerstört, verletzt, zerreisst und tötet die Hoffnung, den Glauben, den Mut und lässt die Liebe ausbluten.

Wie würdest du reagieren, wenn gerade JETZT – hinter dir – ein gefährliches Knurren zu hören wäre?

Wer seine Sicherheit bei Jesus sucht, ist in Sicherheit.
Freio!