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Die andere Seite der Hoffnung

Drei Nachrichten in einer Woche. Drei Mal Krebs. Keine Schlagzeile aus der Ferne. Menschen, die mir nah sind. Menschen, die mit einem Wort aus ihrem Alltag gerissen werden – quer durch alle Altersstufen.

02. September 2025

Wenn ich das höre, bleibt mir die Luft weg. Denn menschlich gesprochen geht da nichts mehr.
Was tun?! Beten und hoffen? Ja, unbedingt.

Und schon höre ich die Frage, die keiner ausspricht: „Glaubst du, dass Gott eingreifen kann?“
Meine Antwort: „Natürlich glaube ich das. Ich bitte ihn sogar inständig darum.“

Aber – und hier beginnt mein Ringen – heißt Glaube wirklich, sich nur auf Heilung zu stürzen? Alles und jeden in Bewegung zu setzen, als könnten wir Gott mit unserem Lärm wachrütteln?
Vielleicht ist Glaube manchmal das Gegenteil: still werden. Das Herz weit aufreißen. Ihn tiefer hineinschauen lassen, als wir es an einem hellen Sommertag je könnten.
Vielleicht steckt mehr Mut in dem leisen Gebet „Dein Wille geschehe“ als in einem fiebrigen „Lasst uns noch einmal Sturm beten.“

Nicht falsch verstehen. Ich weiß: Gott kann alles. Er kann übers Wasser laufen. Tote auferwecken. Himmel und Erde ins Leben rufen. Es gibt nichts, was ihm unmöglich ist.
Und doch: Wir leben in einer Welt, die Jesus selbst den Herrschaftsbereich des Bösen nennt. Paulus schreibt es, die anderen biblischen Autoren auch. Das ist das Feld, auf dem wir jeden Tag stehen.
Und trotzdem – durch das Kreuz sind wir schon hineingerettet in die Ewigkeit. Das ist die Perspektive, die trägt.
Aber wir verlieren sie schnell. Wir richten uns ein. Job, Familie, Schulbeginn, Studium, Urlaubspläne. Alles normal. Alles verständlich.
Bis man plötzlich am Krankenbett sitzt. Eine Hand hält. Schweigt. Und spürt, dass man nicht weiß, wie das Leben ohne diesen Menschen weitergehen soll.

Ich denke an eine alte Frau aus dem Schwabenland. Wir redeten über Leben und Tod. Sie sah mich ruhig an und sagte:
„Thomas, ich habe mein Haus bereitet. Ich kann abtreten. Selbst meinen Dachboden habe ich aufgeräumt. Ich kann gehen.“
Keine Pose. Keine Frömmigkeit zum Vorzeigen. Nur Klarheit.
Das ist die Perspektive: Leben hier – und wissen, dass das Eigentliche erst noch kommt. 

Jeder von uns läuft auf eine Ziellinie zu. Keiner weiß, wann sie ins Blickfeld rückt.
Nur eines ist sicher: Wer an Jesus glaubt, wessen Name im Buch des Lebens steht, der beginnt mit dem letzten Atemzug wirklich zu leben. Für immer.

Ich für mich wünsche mir, dass ich diesen Blick nie verliere. Auch dann nicht, wenn die Dunkelheit dichter wird und die Last des Lebens im Angesicht des Todes fast erdrückend ist.