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Engel im Bagger

„Und wie heißt ihr Format auf YouTube?“, fragt mich die Journalistin. Sie will in der Tageszeitung einen Artikel veröffentlichen und braucht noch einige Hintergrundinfos.
„superfromm“, sage ich schnell.
Die Journalistin lacht laut los.
„Ach so!“, schnaubt sie in den Telefonhörer, „und ich dachte, also ich müsste…“ – die Gute braucht ein paar Sekunden, um sich wieder zu beruhigen.
„Wie jetzt?“, hake ich – zugegeben irritiert nach.
„Meine Kollegin“ lacht die Dame, „schrieb ’superfromm‘ neben Ihren Namen. Und ich dachte, dass Sie so ein superfrommer Typ sind, der einen Spruch nach dem anderen raushaut.“ Sie lacht schon wieder.
Sehr sympathisch, die Frau. Echt!
„Nein nein, so heißt das Format“, kläre ich die Journalistin auf.
Und dann entwickelte sich ein richtig gutes Gespräch.

Kurze Nachfrage … wie lebt sich’s in der Schublade, in die dich andere verfrachtet haben? Schon gut eingelebt?

Dieser harmlose, superfromme Stempel … der ist gewollt; ist Gesprächsansatz und sorgt für Lacher. Siehe oben.

Eine Schublade dagegen, die beengt, erdrückt und lügt.
Tatsache: Schaffst du es, dich aus der einen zu befreien, schieben sie dich gleich in die Nächste. Kommst du dich endlich aus der heraus, wartet schon die Dritte.
Und. So. Weiter.
Soll heißen: Du wirst nie verhindern, dass dich andere beurteilen und katalogisieren.
So what?

Ich kenne kaum Leute, die schon im Kindesalter wussten, wer sie sind, was sie können, wohin sie wollen und vor allem: was sie NICHT machen werden.
Die meisten von uns hüpfen jahrelang aus einer Schublade in die nächste, kämpfen mit ihrem Selbstbewusstsein, stürzen ab, rappeln sich wieder auf und schleudern schon auf’s nächste Chaos zu.
Fragen wie „wer bin ich?“ / „wozu bin ich auf dieser Welt“ / „was ist mein Auftrag?“ / „ich lebe das Leben in einem falschen Körper“ sind Dauerbrenner.
Antworten? Fehlanzeige.

Gretchenfrage: Ist der Glaube ein Allheilmittel gegen’s in Schubladen-verschieben-verschoben-werden? Macht Jesus mit einem himmlischen Caterpillar den Monsterschrank mit seinen Abermillionen Schubladen platt?
Schnelle Antwort: Nope.
Der Weg zu dir ist kein Selbstläufer.

Je nachdem, wie alt du bist und wie lange du das schon mit dir machen lässt, wird das ein kräftezehrender Weg zurück.
Und: Bist du endlich bei dir angekommen, wartet dort der nächste Schock. Es sieht aus wie nach einem schrecklichen Tsunami.
Das ist der Punkt, an dem viele das Schubladenleben vorziehen.

Vor einigen Jahren hatte ich … die einen sagen „Erscheinung“, andere behaupten, das wäre eine „Vision“ gewesen. Ich definiere es als liebevollen Hinweis Gottes, doch den Weg zurück zu mir zu wagen.
Die Geschichte:
ein ganz normaler Wochentag. Ich hocke mit Leuten in einem Meeting oder Vortag. So genau weiß ich das nicht mehr. Auf alle Fälle entdecke ich plötzlich eine Baustelle – mitten im Raum. Zwei gelbe Bagger schaufeln Dreck zur Seite. Die Typen in den Fahrzeugen sehen nicht aus wie die typischen Bauarbeiter. Keine Helme, keine blauen Hosen, keine verdreckten Schutzhandschuhe. Dafür tragen die beiden weiße Klamotten.
Schaufel um Schaufel graben sie sich tiefer in den Erdboden. Plötzlich springen beide aus ihrem Gefährt, knien sich (mit ihren sauberen Klamotten!) in den Dreck und ziehen an etwas. Dieses „etwas“ sieht aus wie eine Hand. Mit bloßen Händen schieben sie den Schmutz zur Seite. Nach kurzer Zeit kommt da ein Mensch zum Vorschein. Der eine hebt ihn an, der andere drückt ihn an sich und so zerren sie ihn aus der Grube. Der Mensch atmet und ist am Leben. Der Mensch bin ich.

Seinerzeit brauchte es kein großes Grübeln, was mir Gott mit dieser Vision / Erscheinung / Bild sagen wollte.
Und der Weg ins Leben war tatsächlich so wie oben beschrieben: mühevoll und steinig.

Der eine braucht ein „Bild“, um endlich zu begreifen. Ein anderer liest diesen Text.
„Gib mir deine Hand“, fordert uns Jesus auf. „Ich lass dich den Weg zu dir zurück nicht alleine gehen.“

Oder um es mit den Worten aus der Bibel zu sagen:
„Zeige mir, was ich tun soll! Führe mich auf sicherem Weg, meinen Feinden zum Trotz.“
(Psalm 27, Vers 11).

Herzlichst, wo immer ihr gerade unterwegs seid,

Thomas Meyerhöfer
werdet superfromm!