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Fahrradkettenreaktion

„Dem geht’s gerade dreckig, deshalb spricht er so leise!“
Sagte ein Verkäufer über seinen Kollegen, als dieser kurz ins Lager verschwand.

Das war vor ein paar Stunden.
Ich stand in einem Bikerladen und wollte mein runderneuertes Trekkingrad abholen. Und es war wirklich richtig schwierig, den Verkäufer zu verstehen. Abhackte Halbsätze in meine Richtung gehaucht. Und: Die Tastatur der Kasse war auch nicht seine Freundin.
Nein – nicht unfreundlich, aber der Junge lebte definitiv in einer anderen Dimension. Nicht in meiner.

Was so eine kleine Information ausmacht. Bevor der Biker-Verkäufer nach hinten ins Lager verschwand, war ich drauf und dran, den Shop zu verlassen um später wiederzukommen.
Später = anderer Verkäufer.
Anderer Verkäufer = motiviert, verständlich, engagiert.

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Keine Ahnung, was den Jungen aus der Bahn geworfen hat. Ich bin jedenfalls im Laden geblieben. Habe geduldig gewartet, bis er die Ersatzteile auf den Tresen legte; schüttelte nicht genervt den Kopf bei seinen Korrekturen an der Kassentastatur (das will etwas heißen!).
Ob er lauter sprach oder ob’s an mir lag – wir verstanden uns plötzlich besser.

Mir hilft das, wenn ich von jemand solche Infos zugesteckt bekomme. Woher soll ich auch wissen, dass dieser Verkäufer gerade eine Lebenskrise durchmacht?!? Auf einem T-Shirt stehen solche Dramen nicht.
Ganz davon abgesehen – ich dachte an meine Zeit des Schweigens (und die ist gar nicht so lange her). Seinerzeit schaffte ich es weder, Worte in den Raum zu hauchen noch war ich in der Lage, vollständige Sätze zu bilden.
Und eine Registrierkasse bedienen? Never.

Ich überlege gerade, ob es nicht besser gewesen wäre, wenn ich andere schon viel früher über mein Leben in der Parallelwelt informiert hätte.
Hätte hätte…
Aber das ist eine andere Geschichte 
Auf dass wir immer die richtig wichtigen Infos bekommen – und weitergeben!