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Farben für eine stumme Welt

Der Wind pfeift durch die Straßen, jetzt im Herbst. Die Bäume sehen aus, als hätten sie sich in leuchtendes Feuer gehüllt, und die Blätter tanzen über den Asphalt, als wollten sie der Kälte entkommen. Auf einer Mauer, halb verdeckt von abgeblättertem Putz, steht es: „Machen wir die Straßen zu unserem Pinsel und die Plätze zu unserer Palette.“ Dicke schwarze Buchstaben, als hätte jemand es in Eile hingeschmiert, aber trotzdem voller Entschlossenheit.

01. Oktober 2024

Die Stadt – sie ist ein großes, leeres Blatt Papier. So viele leere Stellen, so viel, das gesagt werden müsste. Aber die Menschen hasten im Überlebensmodus: Die Blicke stur nach vorne gerichtet, immer in Bewegung, als würde das Weitergehen sie vor irgendetwas retten. Man könnte fast denken, die Straßen hätten ihre Stimme verloren.

Was wäre, wenn wir sie wieder zum Klingen bringen? Wenn wir sie als Pinsel nutzen würden? Farbe auf die grauen Fassaden bringen, die alles überziehen? Nicht nur irgendwelche Bilder, sondern echte Botschaften. Worte, die sich festsetzen. So, wie Jesus es gemacht hat.

Er war ein Meister darin. Sein Evangelium war wie ein einziger, wilder Farbstrich in einer Welt, die nur in Schwarz und Weiß denken wollte. Er schmiss die Regeln über den Haufen, sprach mit denen, die keine Stimme hatten, heilte, wo es verboten war. Seine Farben waren Vergebung, Hoffnung, Liebe – und er scherte sich nicht darum, dass das manchen nicht gefiel. Man kannte ihn nicht, man mochte ihn nicht – aber das hinderte ihn nicht, den nächsten Schritt zu setzen. Vorwärts, immer das Ziel vor Augen: Rettung für eine verlorene Menschheit.

Und heute? Die Welt hat sich verändert, natürlich, aber die Möglichkeiten sind noch da. Vielleicht sogar mehr als jemals zuvor. Die Straßen sind noch immer leer, die Plätze immer noch bereit, als Palette zu dienen. Das Evangelium muss nur raus. Raus auf die Plätze, die Bildschirme, die digitalen Straßen. Alles da, alles bereit. Es braucht nur jemanden, der den Pinsel in die Hand nimmt. Den ersten Strich macht.

Die Straßen warten. Die Plätze sind da. Was hindert uns?