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Gondelfahrer

Die Fahrt mit einer Berggondel ist nett. Oder interessant. Vielleicht auch spannend. Zumindest für die meisten Menschen. Wäre dem nicht so, würden sie ihr Leben dem Käfig am Drahtseil gar nicht anvertrauen.

Angst habe ich auch keine. Und der Blick in die Tiefe fasziniert mich. Bloß… bloß wenn die Rollenbatterien kommen, also diese Teile an den Stützen, die das Förderseil entlang der Strecke führen …  das Absacken um ein paar Meter, NACHDEM die Gondel die Batterien hinter sich gelassen hat, das … das macht mich fertig.

Schweißperlen drückt’s aus dem Gesicht, der Magen begibt sich in Alarmbereitschaft und Frühstücksreste schwemmt’s nach oben in den Rachen…
NICHT schön.

Das Spielchen wiederholt sich einige Male. Stütze für Stütze am Rande des Kollabierens; oben an der Bergstation brauche ich dann einige Minuten, bis ich wieder am Leben teilhaben kann.

Ist’s dann soweit, kann ich die grandiose Bergwelt auch genießen. Und ich denke (ehrlich!) nicht an die Abfahrt (gleiches Phänomen bei entgegengesetzter Richtung ).
Ich springe mit unseren Kids durch den Schnee, werfe ihnen Schneebälle hinterher oder bespreche mit ihnen die weitere Wanderstrecke.
Alles sehr gut.

Dass ich mit diesen Symptomen kämpfen muss, weiß ich schon vor dem Karten kaufen. Aber deshalb im Schattental zurückbleiben?
Schon klar, das wäre eine Option. Doch wer mit seinen Enkeln im Schnee randalieren will, muss sich über Rollenbatterien kämpfen.

Es ist wie immer und bei vielem:
Jede Aktion ist mit „Wenn und Aber“ verbunden.
Es braucht eine Antwort auf die Frage: Bin ich bereit, den Preis dafür zu bezahlen.

Ok, das ist bei einer Bergfahrt und ein paar lächerlichen Gummirollen schnell beantwortet.
Doch ein Blick in die Gondel zeigt, dass da noch ganz andere Kaliber unterwegs sind: Leute mit Höhenangst zum Beispiel; die drücken sich an ihren Partner, nur um nicht in die Tiefe sehen zu müssen. Wieder andere hyperventilieren, stoßen Atemluft schnell und laut aus und brauchen den Zuspruch anderer. Aber – sie wollen hoch. Oder durch. Oder weiter.
Deshalb haben sie ein Ticket gezogen und stehen in der Gondel.

Wer mit Jesus unterwegs ist, kann nie ein Theoretiker sein. Das sind dann die, die immer nur im Schattental-Café hocken, und den Schnee nur von den Postkarten kennen.

Wer mit Jesus gehen will, gibt ihm sein ok für Wege, die manchmal auf den ersten Blick verrückt, oder komplett verrückt, erscheinen.
Es stimmt schon:
Jesus breitet mitunter Pläne für uns und vor uns aus, die Ohnmachtsanfälle provozieren. Da ist das „Kopf schütteln“ noch die harmlose Reaktion.
Ist so.

Vermutlich rechnet er mit diesen Ausrastern. Mit unseren Schwächeanfällen. Auf den Boden Getrommel.
Trotzdem bleibt er da.
Und: Trotzdem bleibt der Plan auf dem Tisch.
Denn er weiß um unsere Unfähigkeit. Die Angst. Das komplette Programm. Aber darum geht’s ja auch gar nicht.
Vertrauen ist angesagt. Denn er geht voran. Er streckt uns seine Hand entgegen. Er kennt den Weg. Und das macht – bei allem Schiss und bei aller Panik – den Auftrag machbar.
Wegen ihm.

Wer Jesus – auch mit schweißnassen Händen – das OK gibt, muss mit Rollenbatterien rechnen. Mindestens. Mit Durchhängern. Umwegen. Schlechtwetterphasen.
„Passiert“, sagt Jesus.
Und schiebt nach: „Brauchst du eine Pause oder können wir weiter?“