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Gott verprügeln

An einem sehr frühen Samstagmorgen in Holland auf einem menschenleeren Parkplatz neben dem Einkaufszentrum:
Ein silbergrauer Bully kommt angefahren, bremst und stoppt. Auf den Schiebetüren steht „Security“ und „Bewaker“. Ein älterer Herr steigt aus. Hellblaues Hemd und dunkelblaue Hose, schwarze Sneakers. Er bleibt vor einer Parksäule stehen, bückt sich und tippt auf eine unscheinbare Tastatur.
Entweder ist’s ein dreißigstelliger PIN-Code oder es läuft nicht wie gewohnt. Er tippt und tippt und tippt, schaut sich um, tippt noch einmal und winkt schließlich seinem Kollegen, der hinter dem Lenkrad hockt. Der kommt voll „bewakermäßig“ auf ihn zu: breiter Schritt und Hände in den Hosentaschen. Auch er bückt sich, versucht sein Code-Glück, scheitert, lehnt sich gegen den Automaten und starrt resigniert auf den Spielverderber.

Ansatzlos klatscht der Ältere mit der flachen Hand auf die Tastatur. Und noch einmal. Der Jüngere checkt erschrocken die Umgebung und beginnt dann laut zu lachen. Dass er mich nicht sieht, liegt wohl an den dunklen Scheiben des Mobils.
Jetzt ist die Zeit des Jüngeren gekommen: Er schiebt seinen Kollegen zur Seite, grinst breit, holt aus und verpasst der Parksäule einen Wumms, der sich gewaschen hat. Die Spielverderbersäule zieht den Kürzeren: Der elektronisch passwortgesicherte Bewakerkasten springt auf und Münzen fliegen in hohem Bogen auf den Asphalt. Die Securities johlen, geben sich die Ghettofaust und sammeln die davonrollenden Münzen ein.
Gewalt vs. vollgestopfte Elektronik? Manchmal funktioniert’s.

Und wie klappt das mit Gewalt vs. göttlichen Willen?
Hin und wieder scheint’s tatsächlich so, als ob Gott direkt neben uns steht und SOFORT den Missstand behebt.
Ein Wunder nötig? Kein Problem!
Als ob der Himmel nur darauf gewartet hätte, hebelt er Naturgesetze aus. Die schnelle Eingreiftruppe steht bereit und wartet auf MEINEN Einsatzbefehl:
Kurzes Gebet gesprochen (Passwort in Parksäule eingeben), Hilfe ist da (Kassette springt auf). Fertig.

Und dann gibt’s da noch die anderen Zeiten:
Gebet reiht sich an Gebet; dieser PIN-Code, der bislang doch perfekt funktioniert hat, verweigert seinen Dienst.
Reagiert Gott nicht wie befohlen, kommt die Faust zum Einsatz.
Eine hochtechnisierte Parksäule mag das auf den niederländischen Boden der Tatsachen bringen … Gott lässt sich nicht verpügeln.

„Werft euer Vertrauen nicht weg…“ steht im Neuen Testament. Diese Aufforderung bringt’s auf den Punkt, denn: Es gibt die schnellen und wunderbaren und unglaublichen Wunder.
Hammer Vertrauenspusher!
Man schwebt auf der lichten Glaubenswolke über der Gefahrenwelt. Alles ist möglich!

„Nicht wegwerfen“ – das gilt für die Zeit, wenn die Glaubenswolke auf dem Schrottplatz in alle Einzelteile zerfällt und die Monster auf unserer schwachen Brust hocken.
„Nicht wegwerfen?“
Der Satz geht noch weiter: „ … welches eine große Belohnung hat.“

Also doch, irgendwann wird alles gut?
Richtig, irgendwann wird alles gut!
Und zwar im Himmel.
Bei Gott, bei Jesus, bei all den anderen, die uns schon vorausgegangen sind.
Dort wird alles gut.

Bis es so weit ist, kämpfen wir mit Unwägbarkeiten, schützen uns vor Viren, leiden unter Rückschlägen und landen extreme Glaubensvolltreffer.
Wir leben das Leben und drücken das Vertrauen fest an unseren kleinen großen starken zerbrechlichen Körper.
„Ich bin mit dir!“, flüstert Jesus. „Jetzt und in Ewigkeit.“