Ich lebe noch!
Es geht mir bestens:
Atmung perfekt, der Puls liegt bei 72 und meine Watch bestätigt mir, dass ich null Anzeichen von Vorhofflimmern habe.
Und obwohl ich kein Experte in medizinischen Fachfragen bin, kann ich mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit versichern: Ich bin nicht tot.
Diese Einleitung ist wichtig, weil …
… gestern jemand unter einem superfrommen Beitrag einen Nachruf verfasste. Auf mich. „Leider ist Thomas Meyerhöfer schon verstorben“, stand dort.„Ich hatte das so gerne, wie er die Menschen moderierte. Seine Familie kann stolz auf ihn sein.“
Und weil …
… nur kurze Zeit später eine Hörerin in ihrer Mail feierte, dass der Meyerhöfer „noch am Leben ist“. Google hatte ihr das Gegenteil berichtet.
Mein erster Gedanke: Steve Jobs musste auch dementieren. Voreilige Journalisten verkündeten seinen Tod, obwohl er zu diesem Zeitpunkt auf der Bühne stand und seinen Zuhörern neue Produkte vorstellte.
Mein zweiter Gedanke: Google.
Das Ergebnis der Sekundenrecherche: Vor zwei Jahren verstarb tatsächlich ein Thomas Meyerhöfer.
Weitere Übereinstimmungen mit mir und meinem Leben? Keine.
Der Verstorbene moderierte eine Sendung beim Bayerischen Rundfunk.
Das Fotofinish zeigt: Der Mann hatte eine Glatze, was man von mir nicht behaupten kann.
Und doch: Es wird ein Tag kommen, an dem die Nachricht über meinen Umzug in den Himmel der Wahrheit entspricht. Dann gibt’s von mir kein Dementi mehr; und sollten Nachrufe verfasst werden, kann ich mich nicht dagegen wehren. So ist das Leben. Der Tag des Abschieds rückt immer näher. Dann wird es Zeit, nach Hause zu gehen.
Heute Morgen las ich im Neuen Testament, dass es „verpasste Gelegenheiten“ gibt; Situationen also, in denen der Mensch sich dem Rufen Gottes verschließt. „Wie schrecklich wäre es“, behauptet der Autor des Hebräerbriefes, „wenn einer von euch am Ende das Urteil hören müsste, er habe das Ziel nicht erreicht.“ (Kapitel 4 Vers 1)
Es gibt Leute, denen beim Lesen solcher Anweisungen die Wut aus den Mundwinkeln schäumt: „Angstmacher, erhobener Zeigefinger, Drohbotschaft“ wettern sie und schwärzen mit einem fetten Edding den göttlichen Hinweis.
Mir dagegen hilft dieser Aufruf. Er erinnert mich daran, dass die Entscheidung, an Jesus zu glauben und ihm zu vertrauen die beste meines Lebens war.
Und wenn ich mir dann vorstelle, wie ich Gott gegenüberstehe, wird so vieles nichtig: Stolz, Angst vorm Scheitern, die Meinung anderer über mich.
Unsere Zeit ist begrenzt. Auch aus diesem Grund ist die Bucket-List (oder Löffelliste) so beliebt. Diese Aufstellung enthält alle wichtigen Ziele, die man vor dem letzten Atemzug noch erreichen möchte.
Was mich antreibt, ist der Wunsch oder die Hoffnung, dass Viele ihrer Bucket-List noch ein weiteres Ziel hinzufügen; eines das weit über ihr Leben hinausreicht.
Und ich sehe Finisher vor mir, wie sie ihrem Gott in die Arme fallen und fassungslos stammeln: „Ich lebe noch!“