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Ich will mit dir im Himmel tanzen!

25. Oktober 2022

Manche Kommentare beamen mich weg. Ansatzlos und ohne Vorwarnung befinde ich mich in einer anderen Welt. Oder im Himmel. So wie vor ein paar Tagen: Ich habe dieses Statement unterm superfrommen Film mit Elias gelesen.

Elias, das muss man wissen, sitzt im Rollstuhl. Er schafft es gerade so, seinen Kopf und seine Finger zu bewegen. Für alles andere braucht er Helfer: menschliche Assistenten und technische Geräte. Doch auch die können nicht verhindern, dass dem Mann immer weniger wird.

Jeder Mensch marschiert dem eigenen Grabstein entgegen, Elias hat den seinen schon ein paar Mal berührt.

„Ich will mit dir im Himmel tanzen! …“ steht unter dem Filmbeitrag.

Ich las, lächelte und schon zerrte mich meine Fantasie vor eine große Bühne, auf der ein cooler Elias vorm himmlischen Publikum den „Scoop Arm Into Hip Sway“ - Dance Move raushaute - so, als hätte er down to earth noch nie etwas anderes gemacht.

Seinen Rollstuhl suchte ich vergeblich.

Auf den letzten Seiten der Bibel gibt’s einen unglaublichen Ausblick aufs Leben im Himmel: „Gott wird“, ist dort zu lesen, „alle ihre Tränen abwischen. Es wird keinen Tod mehr geben, kein Leid und keine Schmerzen, und es werden keine Angstschreie zu hören sein. Denn was früher war, ist vergangen.“*

Kein Tinnitus mehr. Kein heimliches Schluchzen auf der Toilette; niemand demonstriert seine Machtspiele an uns; zerstörerische Messages gehören ebenso der Vergangenheit an wie Mobbing, Vergewaltigung und verweigerte Liebe.

In meiner Fantasie schwenkt ein Scheinwerfer hinüber zu einem Mädchen in der ersten Reihe. Noch vor wenigen Tagen irdischer Zeitrechnung bestand sie aus ein bisschen Haut und Knochen. Dann stellte das Herzchen seine Arbeit ein.

Jetzt lächelt die Kleine. Sie winkt dem Tänzer zu. Ihr gesunder Körper steckt in einem rosafarbenen Balletkleid. Ich verstehe: Das Mädchen will hinauf auf die Bühne, ihren Tanz präsentieren.

Im Himmel werden wir tanzen, lachen, klettern, rennen. Und der himmlische Vater wird nicht zulassen, dass uns irgendjemand Leid zufügt. Wir werden alle Worte vergessen, die uns nachts nicht schlafen ließen. Gott ist ja da. Endlich!

*Offenbarung 21,4