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Jede Schneeflocke ist Weihnachten

Draußen schneit’s. Fette Flocken fallen aus dem Himmel und bedecken die lila Krokusse im Vorgarten. Der Kleine stürmt ans Fenster und brüllt: „WEIHNACHTEN!!“

Noch vor dem Erklärungsversuch, dass Weihnachten erst wieder in zehn Monaten dran ist und dieses Kirchenfest dem Frühlingsschnee am unterkühlten Wassertröpfchen vorbeigeht, fängt der Kleine auch schon an zu singen: „Nikolaus, Nikolaus, pack die Taschen aus!“

 

Yess man … Erklär-Gestotter vs kindliche Euphorie. Da gibt’s nur einen Verlierer.

 

Wer will’s ihm verdenken?!? In den Weihnachtskinderbüchern sieht er Schnee im Überfluss. Dort schleppen Nikoläuse fette Geschenkesäcke durch die Nacht, Rentiere frieren mit roten Nasen und die pausbäckige Kinderschar platzt vor Bescherungsaufregung. Dass in unseren Tagen sämtliche Jahreszeiten dank einer aus dem Rahmen geschmolzenen Erderwärmung durcheinandergewürfelt werden, wird der Kleine früh genug lernen.

 

Leute, die erst seit kurzem mit Jesus unterwegs sind, kennen diese Begeisterungssymptome. Da ist jede Schneeflocke Weihnachten. Soll heißen: Kleinste Unregelmäßigkeiten im tristen Alltag sind himmlische Zeichen aus der unsichtbaren Welt. Ganz ehrlich: Was ist das für eine coole, coole Zeit!

Ihr Newcomer, die ihr euch über unerwartete Ereignisse überschwänglich freuen könnt; die ihr Wunder erwartet und findet – dort, wo alte Hasen müde abwinken; ihr, die ihr Hindernisse ausblendet und euch schon durchs Ziel rasen seht: Was für ein spannendes, übernatürliches, großartiges Christenleben. Lasst euch das nicht wegreden!

 

Wir alten Hasen leben mit Durststrecken; mit Achterbahnfahrten inklusive Extrem-Brechreiz. Wir stehen vor Hindernissen so hoch wie das Himalaja-Massiv; tiefhängende Wolkenberge haben den blauen Himmel ins Exil geschickt. Und Wunder? Was für Wunder… – die aus dem Bibel-Kinderbuch?

 

Wir alten Hasen wissen: Nicht jede Schneeflocke fällt an Weihnachten vom Himmel. Genaugenommen haben die gar nichts mit diesem Fest zu tun. Wir schrecken vor Glauben zurück, weil wir Enttäuschungen fürchten. Die Wege, die uns an Abgründe brachten, können wir im Schlaf aufsagen. Und wir kennen Zeiten, wo sich das Meer hätte teilen sollen. Müssen. Und wir warten immer noch.

 

Natürlich sind wir belesen… wir alten Hasen. Wir kennen das Sohn-Gottes-Zitat, in dem er uns auffordert, wie Kinder zu werden. Manche alte Superhasen zitieren Auslegungsversuche von Bultmann. Oder von Bonhoeffer. Albrecht Bengel. Statements alter Männer aus vorigen Jahrhunderten.

 

Was ist falsch am kleinen Jungen, der sich überschwänglich auf Weihnachten freut? Nichts.

Was spricht dagegen, sich mit ihm zu freuen, die Tür aufzureißen und durch den Schnee zu rasen? Nichts.

Wird er enttäuscht sein, wenn wir ihm erklären, dass das Fest der Feste erst in ein paar Monaten ansteht? Vielleicht.

 

Aber er wird damit leben können. Warum? Weil er jemand an seiner Seite hat, der mit ihm jubelt, der sich genauso wie er aufs Feiern freut; auf Geschenke, Glaskugeln, Kerzen und den Adventskalender. Jemand, der genauso von Weihnachten begeistert ist wie er.

 

That’s it, Leute. Lassen wir uns von den Newcomern hinterfragen. Mensch… wir alten Glaubens-Hasen haben doch auch schon Wunder erlebt. Strecken zurückgelegt. Ziellinien überschritten. Erleb(t)en ein spannendes, übernatürliches und großartiges Christenleben. Oder etwa nicht?

 

Dieser kleine Junge bringt an einem tristen Februar-Tag die Weihnachtsfreude ins Zimmer. Wie cool ist das denn, bitteschön? Natürlich wird er enttäuscht sein, wenn er die zeitlichen Dimensionen checkt. Zehn Monate sind schließlich keine zehn Tage.

 

Und die Newcomer? Die werden fallen; sie werden sich verlaufen und manchmal sogar eine blutige Nase holen.

Doch wer wird sie aufrichten, wer auf die Schneeflocken hinweisen, wer ihnen das Ziel vor Augen malen?

 

Also, liebe Oldies: Freut euch mit. Steht zur Seite. Klärt auf. Und: Stärkt den Glauben. Und tut nicht so (glaubens-)

erwachsen.

Herzlichst, wo immer ihr seid!