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Licht!

Wer die SS 113 von Cefalù Richtung Palermo nimmt, fährt durch eine Postkartenidylle. Das Meer glitzert wie ein Versprechen, die Strände locken – und dann, mitten in diesem Paradies, tauchen sie auf: kleine Müllinseln. Jede mit ihrer eigenen Haltebucht, verrottete Plätze, wo Kofferraumdeckel aufklappen, Altlasten abgeladen werden, und die Leute weiterfahren, als wäre nichts gewesen. Der Müll bleibt. Wächst.

04. Februar 2025

An einer dieser Stellen bleibe ich hängen. Ein seelenloser Sessel, die Polster ausgefranst wie eine offene Wunde. Alte Sonnenstühle, die ihre besten Tage längst hinter sich haben. Verrostete Metallteile, die zu etwas gehört haben könnten – wer weiß? Plastiktüten, die sich im Wind aufblähen, als würden sie um Aufmerksamkeit betteln. Es ist ein Ort, der alles verschluckt.

Zwischen all dem Dreck entdecke ich sie: kleine lilafarbene und hellblaue Blüten. Sie sprießen, wo sie eigentlich nichts zu suchen haben. Wo der Boden zu giftig, die Luft zu schwer ist. Aber sie kümmern sich nicht. Sie blühen einfach. In einem Blumenladen wären sie unsichtbar, ein Sträußchen unter Hunderten. Ich würde sie nicht wahrnehmen, sie nicht schätzen, schon gar nicht über sie nachdenken. Aber hier, mitten im Chaos, stechen sie hervor. Machen den Unterschied.

Jesus hat einmal gesagt, dass er das Licht der Welt ist. Ein Licht, das in die Dunkelheit scheint und nicht erlischt. Wer zu ihm kommt, fängt selbst an zu leuchten. Nicht spektakulär, nicht laut. Aber sichtbar. Und dann schickt er einen zurück in diese Dunkelheit. „Leuchte, damit sie Gott sehen“, sagt er. Kein leeres Versprechen, sondern die Zusage, dass er dabei ist. Jeden Schritt. Jedes Wort. Jede Aufgabe.

Es klingt wie eine Mission für Draufgänger, aber es ist für jeden, der glaubt. „Wer mir nachfolgt, wird Frucht bringen“, sagt er. Ewige Frucht. Das klingt groß. Überwältigend. Und ja, das ist es auch. Christsein und der gelebte Chill-Modus passen nicht zusammen. Die Botschaft ist zu wichtig, die Dunkelheit zu mächtig. Aber der Himmel – der ist offen.

Und das Licht? Es leuchtet. In den überdrehten Straßen von Manhattan genauso wie in einem staubigen Dorf irgendwo in den Anden. Es leuchtet dort, wo niemand mehr hinsieht – zwischen Müllinseln, die andere längst aufgegeben haben. Es leuchtet durch Menschen, die wie diese Blüten wachsen, wo sie nicht erwartet werden, und die gerade deshalb auffallen. Es gibt keinen Ort, den die Dunkelheit nicht kennt. Aber es gibt auch keinen Menschen, den Gott nicht liebt. Wer von der Dunkelheit ins Licht gerufen wird, wird ein stiller Zeuge. Leuchtet. Macht den Unterschied. Nicht wegen sich selbst, sondern wegen dem, der durch ihn leuchtet.

Wo immer dein Licht gerade brennt – sei sicher: Es zählt.