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Ein fetter Lkw mit Auflieger biegt in unsere kleine Wohnstraße ein. „Das wird nichts“, denke ich noch. Keine zehn Sekunden später quietscht’s und schrammelt’s. Er hat dem Masten der Straßenlampe eine 70-Grad-Neigung verpasst. Beim nächsten Windstoß trümmert der auf den Asphalt.
Der Motor heult ein letztes Mal, gurgelt und stirbt. Die fetten Zwillingsräder versinken in Nachbars Garten. Das Monstrum hängt fest.

Na ja … das war SONNENklar. Erstens: schmale Straße, kein Gegenverkehr möglich. Zweitens: extrem enge Kurve. Ergo: Eins plus eins ergibt Crash. Er hätte es wissen müssen, der Fahrer. Hätte hätte … drecks Konjunktive. Vielleicht suchte er den schnellen Heimweg; eine Abkürzung; war müde; vertraute seinem GPS; sprach mit dem Smartphone. Und. So. Weiter. Gründe lassen sich immer finden. Vor allem dann, wenn der Lastwagen in den Brunnen gefallen ist … oder so.

Berechtigte Gründe für eine „Kopf-durch-die-Wand-Aktion“ gibt es nicht. Natürlich nervt die Warterei, der Umweg, der Stau, das „sich alleine fühlen“. Und natürlich könnte Gott das Wunder vollbringen, einen schweren Lastwagen durchs Nadelöhr zu lupfen. Ohne Fremd- und Eigenschaden versteht sich. Kann er. Kommt selten vor. Genaugenommen passiert das dann, wenn er im Vorfeld den (abartigen) Auftrag dazu gibt. Bevor man in die schmale Gasse einfährt.
Beispiele? Am Roten Meer stehen und nicht wissen, wie durchkommen. Oder: Mit ein paar Ölkrügen bewaffnet plus lächerliche Fackeln in der Hand den Kampf gegen eine Armee aufnehmen. Ein drittes: Aus dem sicheren Boot aussteigen und auf dem Wasser laufen. Was auffällt: Keiner der Probanden hätte das VON SICH AUS unternommen. Na ja, bis auf Petrus. Aber der war ja immer schon etwas speziell …

Das ist immer so eine Sache mit „Gott muss jetzt“ oder „Gott mach’ schon“. Ist mein Leben rosarot und fein gechillt, fällt‘s leicht, über Gottes Willen, Gottes Hilfe, Gottes Wunder zu philosophieren. Explodiert das Stresslevel, schwinden die Lösungen und/oder die Überlebenschancen, hört der rosa Spaß auf. Und schon drückt man das Gaspedal vom Megalaster. Und zack – klebt der Kopf an der Betonwand.

BTW: Schon mal in Erwägung gezogen, dass dieses blöde grüne Licht nur deshalb nicht kommt, weil du an der falschen Ampel stehst?

So schwer’s auch fällt… in solchen Situationen gibt’s nur zwei Optionen: warten und nachdenken. Ich weiß, wovon ich schreibe. Nicht nur einmal musste ich ins Spital, um mich von meinen Verletzungen auszukurieren. Die Schrammen habe ich immer noch und den Phantomschmerz spüre ich auch. Zugegeben hilft mir genau das, um heute abgeklärter zu sein. Nein, nicht langweiliger. Auch kein Schisser. Denn trotz der negativen Erfahrungen stehe ich immer noch in der Gefahr, das Gaspedal voll durchzutreten. Aber es bringt ja nix. Siehe Megatonner und Wohnstraße.

„Abwarten“ hat nichts mit „Langweiler“ zu tun. Und schon gar nichts mit „kleingläubigem Schisshase“. Im Gegenteil – die Helden aus der Bibel hockten auch in der „Warten-Grundschule“. Weil: Auch Warten muss geübt werden. Ist nicht falsch. Umwege in Kauf nehmen auch nicht.

Gottes Zeitplan deckt sich nicht immer mit unserem; zudem überblickt er die Lage besser als unsereiner. Und schließlich: Unser selbstverletzendes Verhalten kann er überhaupt nicht ab!
Es ist wie so oft eine Frage des Vertrauens. Tief durchatmen …