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New Car

Jeder Autokäufer kennt das Phänomen:
In der Auswahl- und Findungsphase siehst du dein potenzielles Traumauto an jeder Ecke. Tankstelle, Gegenverkehr, Internet.
Als ob dich das Schicksal anfeuert, schnellstens die Unterschrift unter den Vertrag zu setzen.
Ist dann der Zeitpunkt endlich gekommen, fährst du deinen Traum auf vier Rädern vorsichtig nach Hause.

16. April 2024

Noch vor der ersten Familienausfahrt sprichst du ein Fahrzeughaltermachtwort: 
Ab sofort dürfen die Kids auf der Rückbank nichts mehr essen. 
Schuhe werden vor dem Einsteigen von Sand und Dreck befreit und außerdem nicht an der Rückenlehne abgerieben. 
Auch die beste Ehefrau von allen kriegt ihr Fett weg:
beschuhte Füße haben auf dem Armaturenbrett nichts verloren. Müll gehört nicht auf die Rücksitzbank. 
Und: Das Schließen der Traumautofahrertür funktioniert bestens OHNE Fußtritt.

Zwei Wochen später wandert die Welt deiner Kids und deiner Geliebten wieder in gewohnte Bahnen um die Sonne: Auf dem Rücksitz (Ledersonderausstattung!) verteilen sich die Essensreste; an der Rückenlehne kleben die Reste vom Abenteuerspielplatz; das Handschuhfach vorne rechts (mit LED-Leuchte Sonderausstattung!) dient als Fußablage. 

Der Alltag hat sich viel zu schnell zurückgemeldet. 
Ausgeträumt. 

Dieses Phänomen findet sich auch in anderen Lebensbereichen: Schon mal von einem tollen Urlaub mit anderen Christen und täglichen Andachten nach Hause gekommen? Von einer frommen Konferenz beseelt den Rückweg angetreten? Sich von Teilnehmern einer inspirierenden Mitarbeiterkonferenz verabschiedet?

Jetzt endlich ... lodert das innere Feuer im Alltag! Oberbergischer Dauerregen und Einheitsgrau können dir nichts anhaben. Beten fällt dir sowasvon leicht. Du summst dich durch die Wohnung. Aus dem Player hillsongts jetzt all day long - SWR3 hat ausgespielt. 

Zwei Wochen später ist der Lack ab: 
Der gnadenlose Morgenkampf gegen die Müdigkeit ist zurück.
Die Kids streiten schon am Frühstück. 
Deine Geliebte nervt, weil du die Treppenstufe immer noch nicht repariert hast. 
Der Kollege aus dem Büro von gegenüber geht dir schon vor der Zehn-Uhr-Pause auf den Sack.

Wie kann man die positive Einstellung konservieren?

Keine Ahnung. 

Unser Alltag kann frustrieren, verletzen, aufreiben, imponieren, beglücken, überstürzen. 
Und wir? Spielen die Hauptrolle.
Das Finanzamt droht; der blaue Brief von der Schule liegt ungeöffnet auf dem Tisch; das herbeiersehnte Neugeborene brüllt sich durch die Nacht; die Fahrt in den Urlaub wird zum Fiasko.
Finanzamt. Elternsprechtag. Kündigung. Krankheit. Sekundenglück. Hochzeit Todesfall. 
Unser Leben. 
Manchmal können wir schreien vor Glück; zittern vor Angst; es ist laut und gefährlich wie ein 50-Kaliber-Maschinengewehr. Wir werden beherrscht vom Phantomschmerz, obwohl das, was war, schon ewig abgestorben ist.   

Es liegt an uns. Wieder einmal. 
Wir sind es, die uns Auszeiten schaffen müssen. 
Und wenn es sein muss, jeden Tag. 

Dreißig Minuten schafft jeder. Immer. 
Zeiten, in denen wir die Tür zur Welt schließen und dem ewigen Gott begegnen. 
Genau das meint Jesus, wenn er dazu auffordert, dass die „mühselig Beladenen“ bei ihm neue Kraft bekommen können. 
Wenn sie kommen. Wenn sie wollen. 

Eine Eigenschaft von Jesus ist es, sich nicht aufzudrängen. Er macht uns sein Angebot: Ruhe, Himmel, Begegnung. 
Die Frage stellt sich, ob wir dem Alltag so viel Macht übertragen, dass er uns durch die Zeit prügeln darf. 

Es liegt an uns.