nicht einsperren lassen!
Wendy McNaughton ist gefragte Top-Illustratorin und Grafikjournalistin. Drei von ihr gestaltete Bücher schafften es auf die Bestsellerliste der New York Times.
In diesen Tagen macht sie das, was sie im Schlaf beherrscht: zeichnen. Und zwar öffentlich. Jeden Werktag um zehn Uhr ist sie auf Instagram TV online. Dreißig Minuten lang malt sie mit kleinen und großen Kindern. Auf der ganzen Welt hocken ihre Zuschauer vor einem Smartphone oder Tablet und lernen spielerisch: „so zeichnest du einen Hund“; „heute basteln wir eine Postkarte für deine Großeltern“; „wir malen einen Regenbogen und kleben ihn ins Fenster, damit ihn jeder sehen kann.“
Warum macht sie das?
Um in diesen düsteren Zeiten die Eltern zu entlasten. Eine halbe Stunde geschenkte Zeit zur Senkung des Stresspegels. Dreißig Minuten Quengel-Unterbrechung (das ist eine Ewigkeit!), die Zigarettenpause oder ein Bad in der Sonne auf dem Balkon.
Was als Idee mit einer Handvoll Zuschauer anfing, zertrümmerte längst die Schallmauer: Kids auf der ganzen Welt malen mit und schicken Wendy Fotos von sich und ihren Kunstwerken.
Die veröffentlicht sie dann auf ihrem Instagram-Acount und baut so Kontinent übergreifende Brücken. Herz!Er!Wärmend!
Es hat sich weltweit herumgesprochen, dass wir in einer schwierigen Zeit leben und das Virus nicht unterschätzt werden darf. Doch deswegen aufgeben? Es stimmt: Unsere Wohnungen dürfen wir nur im Notfall verlassen. ABER: Unsere Begabung unterliegt keiner Quarantäne-Vorschrift – unsere Kreativität und unsere Fähigkeiten pfeifen auf die Ausgangssperre! Bloß nicht einsperren!
Beweglichkeit ist gefordert. Der Mut zu Unbekanntem. Jetzt die Chance ergreifen, um Neues zu lernen!
Auch die superfrommen Sendungen werden sich verändern. „Keine Besuche empfangen“ heißt nichts anders als „keine Gäste haben“.
Und nun?
Erstmal nachdenken. Neue Möglichkeiten suchen. Testen, verwerfen, updaten, Mauern abklopfen, Technik einsetzen. Wer weiß: Vielleicht ergibt sich ja ein ganz neues Format.
Seinerzeit… als das Christsein noch Lauflernschuhe trug… blieb den Frischlingen im Glauben keine Zeit zur Gruppenbildung. Sie hatten mit sich selbst zu kämpfen… verließen ihr Haus und den Hof und die Heimat – still und heimlich, um von den Christenjägern nicht erwischt und getötet zu werden.
Nicht alle schafften die Flucht.
In ihrer neuen, kaum gefahrloseren Umgebung, hielten sie mit ihrem jungen Glauben nicht hinterm Berg. Wohlwissend, dass dies die erneute Flucht oder sogar den Tod bedeuten könnte. Eine dritte Möglichkeit tat sich auf: Die, die hörten, wollten auch. Christen werden.
Heutzutage ändert sich vieles in unserer Welt. Im Gegensatz zu damals müssen die Frommen nicht ihre Koffer packen. Keiner ist hinter ihnen her und zwingt sie, auf dunklen Waldwegen – den Vollmond ausnutzend – rüber zum Atlantik zu flüchten.
Aber es gibt auch ein Zurücklassen:
Kirchen und Gemeindehäuser bleiben leer. Liebgewonnene Veranstaltungen dürfen nicht mehr stattfinden. Händeschütteln und Umarmungen? Vom Staat untersagt.
Doch es gibt auch einen anderen Blick:
Keine Meetings mehr, sondern Gehörtes umsetzen!
Themenabende ohne thematische Verbindung zur Außenwelt? Erledigt.
Diskussionen um des Diskutierens willen – mit Anwesenheitspflicht? Gecancelt. Gott sei Dank!
Stattdessen: Sagen. Machen. Anwenden.
Der Workshop ist zu Ende. Ran an die Arbeit.
Die nörgelnden „was-soll-der-ganze-social-media-Mist“ Abwinker müssen jetzt ganz tapfer sein. Denn genau das ist unser Handwerkszeug für kommende Zeiten: Instagram. Facetime. Skype. Live-Streaming. Facebook. Um nur die Bekanntesten zu nennen.
Und nein – damit machen wir uns nicht zu Handlangern des Bösen.
Und ja – das alles lässt sich unproblematisch von Diktatoren, dem Staat und wie auch immer gearteten Schurken überwachen. Ein kleiner Schlenker zurück zu den Christen in Babysöckchen: Seinerzeit hatten die Wände auch Ohren. Spitzel waren – zugegeben – nicht ganz so schnell wie heutige Glasfaserverbindungen, aber trotzdem gefährlich. Böse. Link.
Die Christen von damals ließen sich nicht den Mund verbieten – auch nicht von der eigenen Angst. Sie erzählten ungeniert von ihrem Erlöser. Unbekannte Helden!
Noch ein Blick in den Rückspiegel:
Die Jünger um Jesus bekamen von ihm eine klare Job Description ins Oktavheftchen diktiert: „Geht hin in alle Welt und verkündigt das Evangelium“.
In alle Welt? So what?!?
Ohne Flugzeug, ohne Scheckkarte? Kein Uber und kein Sixt? Auf platt gelaufenen Sandalen? Zwölf Gesellen, die kein theologisches Zertifikat an der Wand ihres Homeoffice im Rahmen pappen hatten?
Never.
Heute gilt die Ansage von Jesus immer noch. Vielmehr: Sie hat es bis in unsere Gegenwart geschafft. Dort im Neuen Testament steht tatsächlich nichts von vollfinanzierten Berufsmissionaren. Oder PastorInnen mit Latinum, Graecum und Hebraicum im Talarstäschchen.
Es gilt: Hingehen.
Kontakt, Austausch, Miteinander. Bekenntnis.
So weit weg und doch ganz da.
Geht hin in alle Welt?
Alles klar. Ein paar Mausklicks und ich hock’ im Wohnzimmer/Homeoffice vom anderen. Worldwide. Und das nicht nur am Sonntag zwischen halb elf und zwölf.
Weltweit grassiert das Virus. Menschen sterben zu Hunderten daran. Die Angst hat Hochkonjunktur. Untergangspropheten reiben sich die Hände.
Frauen wie Wendy McNaughton zeigen, wie’s gemacht wird. Danke für dieses Vorbild!
Und nun: Nachmachen. Wir haben eine grandiose, lebenswichtige und lebensveränderte Botschaft. Also ran den Computer. Wer nicht weiß, wie machen, soll sich melden. Teamwork geht auch online.