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Pass auf!

Am Anfang, zu jener Zeit also, in der Gott noch mit einem strengen Umhang bekleidet war, gab es kaum jemand, der sich über den Inhalt des Liedchens Gedanken machte. Da war „pass auf kleines Auge, was du siehst“ ein gern gesungenes Mitmach-Lied sonntags auf gemeindlichen Bühnen. Die frommen Kindlein standen neben der großen Kanzel, streckten singend ihre kleinen Arme in die Luft und wackelten mit dem rechten Zeigefinger.
Ein Gassenhauer. Ein frommer Gassenhauer. „Denn der Vater in dem Himmel schaut herab auf dich …!“ brüllten die Kids beim Refrain und starrten dabei durch ihre Fernglashände.

19. März 2024

Heute steht dieser Song auf der schwarzen Liste nicht zeitgemäßer theologisch fragwürdig frommer Songs. 
Im Gegensatz dazu ist unsere Gegenwart überfrachtet mit Liebesliedern allererster Güte. Da ist Gott der Lover, der Partner, Wundermacher. Den gestrengen Umhang von früher gibt’s nicht mehr. Dafür trägt der Himmelsvater jetzt verstilberatet orange und blau, wirft rote Herzen vom Himmel und hat ein lieblich weites Herz. Vom „pass auf“ von damals haben wir uns emanzipiert.

Als die Zeit reif dafür war, den angstbesetzten Glauben in die Wüste zu schicken, fühlten wir uns wie jemand, der zufällig in der hintersten Ecke einer Schublade ein lange vergessenes Sparbuch entdeckt. Ausgestellt auf den eigenen Namen mit einem fetten Betrag auf der Haben-Seite. Auf einmal fühlten wir uns reich beschenkt!

Heute zählen Erfahrungen. Wundergeschichten. Göttliche Statements rückten in den Hintergrund oder verschwanden komplett im Auslegungswirrwarr eines „jeder-darf-alles“ - Klimas.

Doch der liebende Vater legt uns tatsächlich ein „pass auf!“ 
ans Herz - auf unserem Marsch in Richtung Ewigkeit. 
Und auch diese Info gehört zum Marschbefehl: „Ich sehe alles“. 
Dazu gehört unsere Hilflosigkeit, aber auch unsere Fehltritte. Unsere Schuld. Wie wir für einige Stunden den Glauben aus unserem Leben verbannen und leben wie es der Teufel will. 

„Mehr als alles behüte dein Herz“, steht in der Bibel. Und weiter: „Verbreite keine Lügen, vermeide falsches Gerede, halte dir immer vor Augen, was gut und richtig ist; gehe geradlinig darauf zu; wähle sorgsam deine Schritte; weiche nicht vom rechten Weg ab; schau weder nach rechts und nach links und halte dich vom Bösen fern.“ 
Nachzulesen in Sprüche 3 ab Vers 23. 

Im Kinderlied hieß es: „pass auf kleines Auge, was du siehst;  … kleiner Fuß wohin du gehst; … kleines Ohr, was du hörst;  … kleines Herz, was du glaubst; … kleine Hand, was du tust …
Die Parallelen sind wohl nicht zufällig. 

Nein, ich möchte nicht zurück in eine Zeit, in der von schweren schwarzen Kanzeln die Angst in uns hineingepredigt wurde.
Und ich möchte auch keinen Song rehabilitieren. Warum auch … ich finde den Text kindgerecht; in Ordnung; zutreffend; stimmig. Wenn … wenn das Lied mit einem Gott in Verbindung gebracht wird, der uns liebt, schützt, bewahrt, mit am Arbeitsplatz und in der Schule sitzt. 

Wer nur ein bisschen die Zeichen der Zeit lesen kann, erkennt, dass so viele Stimmen, Eindrücke und Verführungen auf uns einströmen wie in keiner anderen Epoche zuvor. Wer sich hier nicht wappnet, vorbereitet, aufpasst … der geht kaputt, verbrennt im „alles ist erlaubt“ - Feuer. 

Pass auf kleines Auge?
Genau das will ich. Mich trainieren, was und wie ich sehe. Und trotz meiner fortgeschrittenen Erfahrung gibt es Zeiten, in denen ich immer noch kurzsichtig bin. Leichtsinnig. Das teuflische Spielchen nicht durchschaue. 
Darüber ärgere ich mich und mein Verhalten tut mir unsagbar leid. Gott sei Dank empfängt mich mein himmlischer Vater immer wieder. Und schon wieder hört er sich mein Stottern an und blickt in mein zerknirschtes Gesicht.
Dass er mir immer wieder aufs Neue vergibt, ist unfassbar und übersteigt meine Vorstellung. Und mir fällt die Frage von Petrus ein. Die nach „Wie oft Herr muss ich vergeben?“ Die Antwort von Jesus ist eine, die er selbst praktiziert: Immer. 

Und dann schickt er mich wieder auf die Straße in Richtung Ewigkeit, ruft er mir noch ein „pass auf, was du siehst!“ hinterher. Und „behüte dein Herz, thommy!“

Was für einen Gott haben wir im Himmel! Was für einen himmlischen Vater, dem es nicht egal ist, was wir tun!