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"Retten Sie die Welt!"

Ein Kurzurlaub. In Österreich. Das Zimmer ist super, der Himmel über den verschneiten Berggipfeln explodiert im Postkartenblau. Die Stimmung könnte nicht besser sein.

An der Rezeption vom Hotel muss ich noch Name, Anschrift, Kennzeichen vom Auto und Telefonnummer hinterlegen. Für die Unterlagen …
„Zimmernummer?“, fragt die bedirndelte Dame hinterm Tresen.
„007“, sage ich wahrheitsgemäß.
Ihre Finger fliegen über die Tastatur.
„Name?“, will Sie jetzt wissen.
„Bond. James Bond,“ sage ich schnell.
Die Dirndllady lacht auf.
„Das hat auch noch keiner gebracht!“
Sie schüttelt den Kopf und prustet dabei.
„Dann wird’s Zeit!, sage ich schnell und schon sind wir beim neuesten Bond-Film.
Beim Abschied schreit sie mir hinterher:
„Dann retten Sie jetzt die Welt!“
Ohne umzudrehen strecke ich meine rechte Hand in die Luft. Mit Victoryzeichen versteht sich.

Nope … ich bin kein James Bond … besitze keine Wunderwaffen gegen den universalen Terrorismus. Ganz davon abgesehen: Wir wissen alle, dass der Bond nur im Film wirbelt. Und am Set wird jede Szene so lange durchgeackert, bis der Regisseur seinen Daumen in die Luft streckt und der Tross die nächste Einstellung probt.

Und selbst wenn ich es könnte … wo anfangen? Allein die Vorstellung, dass Terror und Leid in diesem Augenblick das Leben von Millionen Menschen zerstört, drückt mich zu Boden.
Ich, die Welt retten?

Selbstverständlich steht da noch die fromme Rettungsvariante in den Startlöchern: Dass Jesus der Retter und gekommen und helfen und in den Himmel und so.
Er, die Welt retten?

Beide Perspektiven verführen zur Resignation, weil: viel zu groß, zu umfangreich und deshalb … unmöglich.

Stimmt.

Heute Morgen sprach ich mit einem betagten Ehepaar. Sie hatten Sorge wegen einer anstehenden Entscheidung. Wir hockten am Küchentisch und durchdachten mögliche Optionen. Im Hintergrund dudelte das Radio, zwischen uns lag die geöffnete Tageszeitung und auf der Plastiktischdecke schimmerte ein größerer Kaffeerest.
Beim Abschied bedankte sich der Mann für den Besuch und die Hilfe.

Und? Welt gerettet?
James Bond würde dafür nicht aus dem Auto aussteigen. Schon klar, denn ihn gibt’s nur im Film. Wir dagegen leben mitten in den Turbulenzen des Alltags.

Wir sind Retter und wir brauchen Retter.
Menschen, die uns den Tag erleichtern, ein Lächeln aufs Gesicht malen, unter die Arme greifen, Zeit für ein Telefonat haben, uns in den Arm nehmen.

Und: Wir sind Retter und wir brauchen den Retter.
Auch hier hilft nur die absolute Makroperspektive. Nach Erweckung (oder wie immer man das nennen mag) brüllen ist für den Film. In der Realität braucht’s die Besuche am Küchentisch, eine Umarmung in der Trauer, Hilfe bei den Hausaufgaben, ein langes Telefonat.

Und wenn sich die Möglichkeit ergibt: das Bekenntnis zum Retter … zum Welt-Retter.
Oder ein Gebet, um den Menschenretter um Hilfe zu bitten.
Ein Statement, warum wir an den Sohn Gottes glauben.

Manchmal sind wir Kleine-Welten-Retter.
Manchmal Türöffner für den Sohn Gottes, damit der „König der
Ehre“* ins Leben einzieht.

Beides bedarf einer Grundsatzentscheidung.
Wer allerdings einen auf „James Bond“ machen will, der muss zum Film.

* Altes Testament, Psalm 24 Vers 7