Blog

Unter Wölfen

Unter Wölfen

Da sind zwei Wölfe, die ständig miteinander kämpfen. Der eine Wolf ist die Dunkelheit und Verzweiflung. Der andere ist das Licht und die Hoffnung. Welcher Wolf gewinnt?

Antwort:
Der Wolf, den du fütterst.

Das Telefon klingelt.
Gerade jetzt!

Mein Kopf brummt, die Gedanken kreisen um die beiden Wolfstiere und Buchstaben drängeln sich in den Computer.
„Hör auf zu nerven!“, denke ich, aber das Telefon lässt sich nicht beeindrucken. Die Nummer im Display? Kenne ich nicht.
Zu spät. Ich bin raus aus meinem Schreibfluss und ergebe mich.

Und dann höre ich eine Story, die so unfassbar traurig, böse, anmaßend und dumm ist – ich könnte ausrasten!
Da ist ein kranker junger Mensch. Seine (angeblichen) Kumpels sagen ihm, dass er an Wunder glauben soll. Schließlich habe Jesus geheilt und gestärkt und befreit.
Der Anrufer spricht darüber, wie ihn das innerlich zerreißt. Er möchte doch so gerne an einen Wunderjesus glauben, aber der lässt ihn im Regen stehen.
Um wieder ans rettende Ufer zu gelangen, verspricht der Anrufer diesem Wundermann das Blaue vom Himmel.
Vergeblich.
Die Folge: Er wird noch kränker, zerfällt von außen nach innen und hadert mit dem Jesus seiner Kumpels.

Wer füttert hier welches Tier?

Bei solchen Storys packt mich der heilige Zorn.
Die Pseudofreunde opfern ihren kranken Freund der Dunkelheit und der Verzweiflung.
Keine Frage, solche Dummschwätzer sind die Wölfe im Schafspelz, von denen Jesus spricht.

Klingt das zu heftig? Zu emotional? Etwa unbeherrscht?
Nope.
Da wird Jesus noch viel direkter. Über die „Unter-Druck-Setzer“ und „mit-erhobenem-Zeigefinger-Wackler“ spricht er ein gnadenloses Urteil:
„Für solche Typen wäre es besser, wenn man ihnen einen Mühlstein um den Hals hängt und sie ins Meer wirft.“ 

Bääm.
Eindeutiger gehts nicht.

Natürlich vollbrachte Jesus viele Wunder. Meine Güte, da kamen Tote zurück ins Leben. Jesus hebelte die Naturgesetze aus. Ließ über fünftausend Leute satt werden – und das ohne Unterstützung vom Technischen Hilfswerk mit seiner Gulaschkanone.
Schon klar, für Schnellleser drängt sich hier die irrige Meinung auf: Weil Jesus alles konnte, kann er heute auch.
Kann er nicht, liegt’s an uns.
Ich könnte heulen!

Ihr lieben Leute, die ihr eure letzte Reserve an Optimismus schon vor Jahren an den weißen Wolf verfüttert habt … die ihr täglich mit einem Rudel schwarzer Wölfe kämpft … akzeptiert bitte eure Schwäche.
Jesus ist kein gnadenloser Grundausbilder und ihr seid nicht bei den Special Forces.

Es gibt Zeiten, in denen hocken wir mitten unter schwarzen Wölfen. Die schleichen im Kreis, ihre gelben Augen funkeln und man muss kein Wolfsversteher sein, um eines ganz sicher zu wissen: Der finale Angriff steht unmittelbar bevor.

Diese Zeiten sind mir ganz und gar nicht fremd. Hätte mir damals in meinen kraftlosen Tagen jemand befohlen, den schwarzen Angreifer zu ignorieren und stattdessen den weißen Wolf zu füttern … ich hätte gefragt: „Und mit was?!?“

Seinerzeit (genau genommen ist das noch gar nicht lange her) habe ich mich an Aussagen der Bibel geklammert; habe sie langsam ausgesprochen, ja fast schon buchstabiert: „Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln.“ Oder: „Wer zu mir kommt, den stoße ich nicht weg.“ „Ich bin der gute Hirte … ich schütze und lasse mein Leben für die Schafe.“ „Ich bin bei dir alle Tage, bis ans Ende der Welt.“ „Den glimmenden Docht lösche ich nicht aus.“

Ich wäre echt dankbar, wenn du dich in diese ewigen Wahrheiten hineinkrallst.
Jesus ist ein liebevoller, helfender, sich um dich kümmernder Retter.
Er. Ist. Bei. Dir!

Und: Lass dich nicht von Wunderherbeilaberern zutexten. Die müssen aufpassen, wegen der Mühlsteine und dem Meer und so …

PS: Mir passiert’s heute immer noch: Schwarze Wölfe tauchen auf und lachen über mein „Kschhh, Kschhhh! Verzieht euch!“
Spätestens dann schlage ich das Wort Gottes auf und fange an zu buchstabieren: „Der Herr ist mein Hirte……..“

Bildnachweis: AB Photographie / shutterstock