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voll wertvoll

Seit einer Woche bin ich stolzer Besitzer eines wertvollen Armbandes.
Smaragde strahlen und glitzern in hellem Sommerblau und verhüllen sich im anbrechenden Dunkel der blauen Stunde.
Die Edelsteine bilden einen Kreis und erinnern so an die Gemeinschaft aller Menschen – zusammengehalten und getragen von einer fein ziselierten Goldkette, unsichtbar und doch vorhanden.
Wahnsinn!
Un.Be.Zahl.Bar!

Nein, kein Witz.
Schaust du auf das Foto!
Du gibst mir sicher recht: Die Kette ist genial, ist sie nicht genial?!?
Sag ich doch.
Erdacht und umgesetzt von Minea (aka „geliebte Enkelin“).

Das Armband ist ein Unikat. Niemand sonst trägt dieses wertvolle Schmuckstück.
Minea rief mich an und fragte nach meiner Lieblingsfarbe. Danach zog sich das Kind in ihr Zimmer zurück. Sie fummelte die Edelsteine auf die hauchdünne Goldkette, verknotete das fragile Gebilde. So etwas schafft nur ein Spezialist!

Ist das übertrieben?
Never ever.
In meinen Augen – und niemand außer mir kann das beurteilen – ist das die wertwertvollste Kette aller Zeiten. Weil: mit Liebe für mich gemacht.

Es gibt noch andere Ketten in der Welt. Hergestellt von Spezialisten mit hochamtlichen Zertifikaten hinter Glas und Rahmen. Die hocken gebückt an ihren Tischen und starren durch beleuchtet fette Lupengläser.
Ich hoffe nicht, dass Minea ihr Kunstwerk mit deren Armbändern vergleicht.
Vielmehr hoffe ich darauf, dass das Kind für immer und ewig in die Strahleaugen ihres Opas in Herz und Verstand abgespeichert hat.
Nur das zählt.

Wir reden oft vom Leben im „so sein, wie wir sind“ – Modus. Wir spekulieren über unser inneres Kind und dem Wunsch nach Liebe ohne Erwartungen; wir streben nach Identität und Glück.
Und dann vergleichen wir.
Das ist das Ende vom „so sein wie wir sind“.

Glauben wir etwa, dass Gott unser Geschenk an ihn mit den Gaben anderer vergleicht?
Dass unser Singen für ihn … unsere beschränkten finanziellen Mittel, die wir ihm anvertrauen … die Predigt vor fünf Zuhörern … das Einkaufen für die alte Dame von gegenüber …
von dem Allerhöchsten mit Aktionen anderer verglichen wird?

Niemals.

Wir sind Weltmeister im Vergleichen. Und wir sind’s, die den Countdown unserer Selbstzerstörung auslösen.
Das war schon immer so. Auch seinerzeit, als Jesus seine Wunder sichtbar werden ließ:
Da ist die alte Frau, beschämt und gedemütigt, die ihre wenigen Cent in die Opferbüchse steckt.
Mit einem Satz pulverisiert der Sohn Gottes den (falschen) Ansatz:
„Diese arme Witwe hat mehr gegeben als alle anderen.“

Wer gibt, weil er angeblich muss, hat nichts verstanden.
Wer gibt, weil man’s so macht, denkt nicht mit.
Wer macht, weil die anderen auch machen, macht alles verkehrt.
Wer macht, um die Anerkennung der Truppe abzugreifen, hat sich selbst verloren.

„Gott sieht unser Herz an“, steht in der Bibel.
Und wir? Wagen wir auch einen Blick ins Zentrum unseres Wollens/Lebens/Wünschens?
Zählt das Lächeln Gottes über uns oder die Anerkennung von anderen?