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WER IST ANNIE?!?

Kennt einer von euch Annie? Annie Holan? Ich nicht, und trotzdem hat mir Annie eine Mail geschrieben. Ich habe, so die unbekannte Lady, 5,7 Millionen Euro gewonnen. Unter ihrem Glückwunschschreiben findet sich eine Mailadresse von ihr. Ich soll mich bei ihr melden, damit sie mir meinen Gewinn ausbezahlen kann.
5 700 000 Euro. Auf meinem Konto. Bald.

11. April 2023

Meine Güte, ich wäre alle finanziellen Probleme los. 
Knietief im Dispo? Never ever. 
Schon wieder Monatsmitte und die Geldzählerei fängt an? Fällt flach. 
Alle heimlichen Wünsche monetärer Art hätten sich mit einem Schlag erledigt. Vor dem Haus stünde das gewünschte Mobil. Tiefergelegt und in Einzelanfertigung. 

Also … soll ich mich bei der Annie melden? Den Kontakt mit ihr herstellen? Ihr meine Gewinnernummer mitteilen? 
Natürlich nicht, denn Annie Holan ist nicht existent. Zumindest nicht DIE, die mir die Wahnsinnssumme auf mein Konto überweisen will. Fake, Nepp, Verarsche, linke Bazillentour. 

Und trotzdem … vielleicht … vielleicht hat das Universum sich tatsächlich mich ausgesucht … mich, der doch so nötig eine finanzielle Dusche bräuchte. Ob ich nicht doch … soll ich … Annie eine Mail schreiben?

Vermutlich hattet ihr auch schon Mails dieser Art in eurem Postfach. Und - hoffentlich - sofort und blitzschnell die Anmache in den Spamordner verschoben / gelöscht. 
Letztendlich ist es ein fieses Spiel mit unseren Emotionen. Denn: Wer würde sich nicht über eine solche Summe freuen! 

Das Spiel mit den Emotionen begegnet mir (leider!) sehr oft im fromm-christlichen Sektor. Da wird Heilung versprochen; ein göttlicher Geldsegen; das Ende aller nervigen Sinnsuche; Gesundheit bis ins hohe Alter; übernatürliche Erlebnisse; Glück ohne Ende; Freunde in der Schule oder im Job; der langersehnte Liebespartner - kurz: All das, was mir in meinem Leben fehlt, wird sich kann soll vielleicht oder wie auch immer mit dem richtigen Gebet (und vielleicht einer Spende) einstellen.

Annie würde es so formulieren: „Du hast den Jackpot für dein Leben gewonnen. Heb deine Hand, melde dich bei mir und wir regeln das mit einem kurzen Gebet. Du musst nur die Gewinnerlosung aussprechen: Ich glaube an Jesus (oder Gott oder den Heiligen Geist).“

Klingt das überzogen? 
Nope. 
Und auch hier sind’s Fake-, Nepp- und Über-den-Tisch-zieh-News. Es ist das Spiel mit berechtigten Hoffnungen. Der Loser am Ende der Fahnenstange ist der Sohn Gottes. Weil der nicht so funktioniert, wie man/frau es gerne hätte. 

Wer sich die Mühe macht, Jesus bei seinen damaligen Gesprächen zu beobachten, kommt nicht umhin, entweder den eigenen Kopf in seismische Schwingungen zu versetzen oder sich mit der flachen Handfläche die eigene Stirn zu crashen. Wieso? Weil der Sohn Gottes - unter werbetechnischen Voraussetzungen - ALLES falsch macht. 

Der verlangt doch tatäschlich von seinen Jüngern, alles zurückzulassen. Die sollen sein Blut trinken und sein Fleisch essen. Beerdigungen absagen. Das Kreuz der Selbstverleugnung tragen. Unbegrenzt vergeben. Die Milde in Person sein. Den Staat nicht bescheißen. Selbstverwirklichung aus dem Wortschatz streichen. Feinde lieben. Und. So. Weiter. 

Die Folgen? Auch Nichtbibelleser kommen drauf: Die große Masse zieht weiter. Denn mit jemand, der solche Forderungen stellt, will kaum einer was zu tun haben. Kein Wunder, dass sie diesen Typen an ein Kreuz schlugen und ihn dem Tod preisgaben.

Hätte Jesus eine Praxis für „Heilungen aller Art“ oder „Dämonenaustreibungen in weniger als fünf Minuten“ eröffnet, wäre er der gemachte Mann gewesen. Meine Güte, wie weit hätte er es bringen können!!!

Doch das war nicht seine Arbeitsbeschreibung. Ein besseres Leben hier auf dieser Erde schaffen? Da gibt’s tatsächlich Wichtigeres.

Als ihm vier Männer ihren kranken Freund zu seinen Füßen legten, war deren Ausgangswunsch sowasvon klar: Der Freund sollte von diesem Jesus geheilt werden. Und was sagte der fremde Heiler? „Deine Sünden sind dir vergeben!“ 
First Things First. Das Wichtigste zuerst. 

Heilung? Sekundär. 
Sündenvergebung? Darauf kommt es an. Denn nur Menschen, denen der Sohn Gottes ihre Schuld vergeben hat, werden nach den paar Jahren auf diesem Erdball in der Ewigkeit Willkommen geheißen. 
That’s the way. 

Persönliche Befindlichkeiten? Sind tatsächlich nebensächlich. Zunächst steht Schuld und Sünde im Vordergrund. Es geht Jesus um Vergebung, Glauben UND Nachfolge.

Und hier schließt sich der Kreis: Wer das heute behauptet, hört das Rauschen der wehenden Klamotten … von denen, die fluchtartig den Raum verlassen. Manchmal folgen Diskussionen, hin und wieder Verleumdungen, Beschimpfungen und in vielen Ländern auch der Tod.
Wie seinerzeit bei Jesus.

Wenn wir über den Glauben an Jesus reden … dann ohne falsche Annie - Versprechungen. Wir verteilen keine Glückslose für ein gelingend-erfülltes-sorgenfreies Erdenleben. Es geht um die Ewigkeit. First Things First - auch heute. 

Dass Jesus Kranke heilen kann, steht außer Frage. Schließlich ist er der Sohn Gottes. „Geht nicht, gibt’s nicht“ - dieses Statement hat er vorgelebt. Und er hat ganz nebenbei auch den Kranken geheilt. Der konnte mit seinen Kumpels wieder nach Hause LAUFEN und ein aufrechtes Leben führen. 

Annie spielt mit unseren Wünschen. 
Jesus ist sich nicht zu schade, die Wahrheit auszusprechen:
„Wer an mich glaubt, wird leben, auch dann, wenn er gestorben ist.“