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Wie Kinder werden

„Wer das Reich Gottes nicht annimmt wie ein Kind, wird gar nicht hineinkommen“.*
Behauptet Jesus.
Die Zuhörer trauten ihren Ohren nicht. Seinerzeit.
Und die Fragezeichen von damals haben es bis ins 21. Jahrhundert geschafft.

07. November 2023

Welche Eigenschaften haben Kinder, die uns Erwachsenen abhandengekommen sind?

Auf unzähligen Bildern von Kreativen - über Jahrhunderte gemalt, fotografiert und arrangiert - stehen und sitzen pausbackige Kindlein, die mit verklärtem Blick dem Sohn Gottes zuhören. Da drängelt keiner in die erste Reihe, Emil verzichtet aufs Ärgern und Hasenohren sind Fehlanzeige. 
Kommen solche Kinder ins Reich Gottes?
Kuschelige, herzensgute Wesen? Still und stetig lächelnd? Sich niemals zoffend, mit allen Entscheidungen einverstanden, brav am Tisch sitzend, pünktlich und ohne Diskussionen zu Bett gehend? 

Ganz ehrlich: Das sind Eigenschaften, die Kids dann an den Tag legen, wenn sie krank sind! Zumindest ist das meine Erfahrung.

Die Wirklichkeit sieht anders aus und alle Eltern kennen diese Katastrophentage: wenn die Kleinen übelst gelaunt mit Spielzeug um sich werfen; ihre Geschwister durch die Hölle schicken; sich auf den kalten Steinboden vom Einkaufszentrum festkleben, weil es die Schokolade nicht aufs Förderband geschafft hat.  

Also bitte: Von was spricht Jesus?

Seit der Krebserkrankung meines Freundes haben sich in meinem Denken die PausbackenKids verabschiedet. 
Nach der ersten Chemo-Runde rebellierte der verkrebste Körper. 
Zu Beginn der zweiten Runde hockte er bereits am Rand zur Ewigkeit. Die Chemo wurde abgebrochen, der Krebs fraß weiter.  
Vor der dritten Tortur wollte ich von ihm wissen, ob er von Gott enttäuscht sei. 
Er schwieg. 
„Ich mach’s wie kleine Kinder“, krächzte er endlich. 
„Ich schrei’ meinen himmlischen Vater an. Bin zornig, enttäuscht, frustriert und lass’ meine Wut an ihm aus.“ 
Das Sprechen fiel ihm schwer. 
„Er kriegt meine Schmerzen so lange zu hören, bis ich vor Erschöpfung nicht mehr kann. Dann schlafe ich ein. Und wenn ich wieder aufwache, ist Gott immer noch da. Er lässt sich von meinen Vorwürfen und Enttäuschungen nicht vertreiben.“

Das bedeutet nichts anderes als:
Mein Papa geht nicht.
Mein Papa lässt mich nicht allein.
Mein Papa hält mich aus. 

Dieser Glaube ist typisch „Kind“. 

Jede Mama, jeder Papa kennt die anstrengenden Stunden, wenn das enttäuscht-frustrierte Kind die Wut an seinen Eltern auslässt. In solchen Zeiten hilft kein Versprechen, keine Drohung, keine Umarmung, kein gar nichts. Es sind die Tage, in denen unser Kind über seinem Zorn einschläft. 
Und wir … wir tragen die Kleinen in ihr Bett, streicheln über ihre tränennassen Wangen und … fallen erschöpft in den nächstbesten Sessel. 

Am anderen Morgen trauen wir unseren Ohren nicht: Da singt’s und klingt’s aus dem Kinderzimmer. Die Tür öffnet sich und das Kind springt in unsere Arme und lacht glückselig. 

Wo ist das Gestern?
Wo das zerknirschte Gesicht?
Wo die Scheu, die den Terror von vor ein paar Stunden rechtfertigen würde?

Diese Gedanken würden uns durch den Kopf gehen. 
Uns abgeklärten Erwachsenen. 
In unseren Überlegungen hätten wir vor dem Aufstehen schon zig Entschuldigungen zurechtgelegt.
Wir rechneten mit Scheidung, Zoff oder Trennung auf Zeit. 
Oder: Wir würden dort weitermachen, wo wir abends aufgehört haben.

Kinder nicht. 

In ihrem Denken gibt es kein: 
Papa will nichts mehr von mir wissen. 
Mama hat mich über Nacht entsorgt. 

Kleine Kinder kämen nie nie auf die Idee, dass ihr Verhalten schlimme Konsequenzen nach sich zieht. 
Sondern: Meine Eltern sind und bleiben da. Für immer.
Ihre Heimat wird ihnen nicht entzogen. 
Egal welche Laune sie an den Tag legen.

Für Christen - egal welchen Alters - ist das Reich Gottes die Heimat. 

„Wenn ihr das Reich Gottes nicht annehmt wie die Kinder …“ - welche Argumente hindern dich daran, an Vergebung zu glauben?
Wie viel Verstand stellt sich gegen das Versprechen Gottes, dass du von ihm auf ewig geliebt bist?
Wieso hat sich der Heimatgedanke verabschiedet?
Wer oder was hindert dich daran, zu Jesus zurückzukehren?
Und warum schaffst du es nicht, dich „geliebtes Kind Gottes“ zu nennen?

Für Kinder ist das ALLES kein Problem. 
Sie machen sich darüber keinen Kopf.
Und dabei spielt ihre aktuelle Tagesform überhaupt keine Rolle. Sie wissen: Mama und Papa sind ihr Schutz. Ihre Höhle. Tröster. An guten und an schlechten Tagen. Sie gehören dazu. Auf ewig.  

Herzlichst, wo immer du bist!

*Neues Testament, Markusevangelium Kapitel 10 Vers 15